Der schwedische Rechtswissenschafter Ove Bring glaubt, dass Wikileaks-Gründer Julian Assange bei einer möglichen Auslieferung nach Schweden von den dortigen Behörden wahrscheinlich angehört und dann freigelassen werde. Der Fall werde dann womöglich sehr rasch zurückgelegt, sagte Bring am Freitag zu Radio Schweden International. "Wenn er nach Schweden geht, wird er verhört, und dann, so erwarte ich, wird der Fall zurückgelegt, denn die Beweismittel reichen nicht für eine Anklage", sagte der emeritierte Professor der schwedischen Nationalen Verteidigungsakademie laut der Website des Radiosenders. Assange wird von den schwedischen Behörden in zwei Fällen sexueller Nötigung gesucht.

Prestigefrage

Als Grund, warum Assange nicht an seinem derzeitigen Aufenthaltsort London verhört wird, sieht der Rechtsexperte eine Prestigefrage. Dies wäre zwar rechtlich möglich und plausibel gewesen, aber: "Grundsätzlich gilt, das schwedische Bürger, die wegen Straftaten unter Verdacht stehen, in Schweden verhört werden sollen. Und nun ist es zu spät, für Herrn Julian Assange eine Ausnahme zu machen. Das würde keinen guten Präzedenzfall für das schwedische Rechtssystem schaffen".

Assange hatte sich 2010 durch eine Reise nach Großbritannien den schwedischen Behörden entzogen. Zuletzt flüchtete er vor einem Auslieferungsantrag der Schweden in die ecuadorianische Botschaft, wo er um Asyl ansuchte. Der Wikileaks-Gründer fürchtet eine mögliche Auslieferung in die USA und ein Strafverfolgung wegen der von ihm enthüllten Militär- und Diplomatengeheimnisse. (APA, 24.08. 2012)