Weil die Menschen in Spanien, Griechenland und Italien in der Krise sparen müssen, will die britisch-niederländische Unilever jetzt Mini-Packungen verkaufen. Da schrillen beim mündigen Konsumenten gleich die Alarmglocken. Wie war das noch Mal bei Frühstücksflocken und Waschmitteln in der Vergangenheit? Weniger drin, gleicher Preis. Das ist auch bei des Markenriesen Plänen zu befürchten. Ein Mehr wird es nur bei der Hausarbeit geben, steigenden Müllbergen sei Dank.

Immerhin kann man den Managern zugutehalten, dass sie neben dem reinen Geldverdienen auch auf die Psychologie ihrer Kunden Rücksicht nehmen. Denn geben die Kunden weniger pro Einkauf aus, will man als Firma wenigstens mit einem Viertelliter Eis oder einem Mini-Duschgel im Einkaufswagerl dabei sein. Der Manager Jan Zijderveld rühmt in diesem Zusammenhang Asien, wo sich mit kleinen Einheiten trefflich Geld verdienen lässt. Jetzt ist es nur so, dass Asien eben Asien und Europa Europa ist. In Fernost hat der kleinteilige Detailverkauf Tradition. In Vietnam und auf den Philippinen wird für den Motorroller auch mal nur ein Liter getankt. Zudem leben die Menschen vielfach auf engem Raum, die Verkaufsfläche wird nachts zur Schlafstätte. Das alles macht kleine Verpackungen attraktiv. In Europa sieht es trotz Single-Trends doch etwas anders aus. Dazu kommt der Dreck. Denn was der Manager verschweigt, ist ein veritables Verschmutzungsproblem. Schließlich braucht auch die Fünfmal-Haarwaschen-Packung ihre Hülle. Um die gleiche Menge an Shampoo zu beherbergen, braucht es so gleich einmal 50 Prozent mehr Plastik.

Es mag schon sein, dass sich viele Menschen nicht an Verpackungsexzessen stören. Ihnen sei angeraten, zumindest auf den in Kilo oder Liter angezeigten Preis zu schauen. Ein Kräuterbitter an der Kasse kostet auf den Liter gerechnet rund 30 Euro. Das entspricht einem teuren Qualitätsschnaps. Bei Shampoo und Müsliriegel wird es nicht anders sein. (Hermann Sussitz, derStandard.at, 27.8.2012)