In der steirischen Salzkammergut-Kurstadt Bad Aussee herrscht Aufregung: Am Ortsrand wird in Kürze das neue "Narzissenbad" errichtet, direkt daneben eine Wohnanlage mit Appartements. Anstatt nur dreier Wohnblöcke, die der Grazer Großinvestor Reinhard Hohenberg hier errichten will, könnten es allerdings bis zu 13 werden; eine entsprechende Erweiterung werde "bei Bedarf" ins Auge gefasst werden, kündigte Investoren-Sprecher Richard Winkler am Dienstag gegenüber der APA an.

"Ganze Wiese voll"

Die Bürgerinitiative "Pro Bad Aussee" fühlt sich von Politik und Investoren nun hinters Licht geführt. "Das Bad wurde geschrumpft, dafür ist die ganze Wiese voll mit Appartements", sagt Initiativen-Sprecher Matthias Grill. Den Politikern, von denen er herb enttäuscht ist, richtet er aus: "Die Erweiterung des Golfplatzes können sie sich in die Haare schmieren."

Den Unmut der Anrainer und - wie Grill meint - der Mehrheit der Bevölkerung haben sich die Investoren mit der erst nach der Projektpräsentation im Mai bekanntgewordenen Erweiterung um zehn weitere Blöcke bzw. Chalets auf sich gezogen; so würde die Bettenkapazität in Verbindung mit dem Bad von 120 auf 350 geschraubt. "Man hat gewusst, dass die Bevölkerung das nicht gut aufnehmen würde und hat das verschwiegen, weil man geglaubt hat, besser verschweigen und dann hinbauen als jemanden mit den Tatsachen konfrontieren", sagt Grill laut orf.at. "Das war natürlich eine mehr als ungeschickte und nicht akzeptable Vorgehensweise."

26 Millionen Euro Gesamtkosten

Der Neubau des Kurbades außerhalb des Kurortes ist ein altes Projekt, das nun mit Hilfe von Investoren realisiert wird: Das alte Bad in der Stadt wurde Ende Juli geschlossen, hier errichtet die Mandlbauer AG ein Stadt- und Congresshotel. Am Lerchenreither Plateau soll Ende 2013 das neue Narzissenbad eröffnet werden. Parallel werden Hotelblöcke mit Appartements gebaut.

Die Gesamtkosten werden mit 26 Mio. Euro beziffert, 18 Mio. Euro fließen ins Bad. Beim Bad sind auch Gemeinde und Land als stille Gesellschafter in Minderheit beteiligt, den Hotelkomplex stemmt die Vitalbad Errichtungsgesellschaft GmbH mit den Investoren Reinhard Hohenberg und Romuald Bertl alleine.

"Viel Lärm um nichts"

"Viel Lärm um nichts", beruhigt Max Taucher, Geschäftsführer der Vitalbad Errichtungs GmbH. Das Projekt sei wirtschaftlich ohnedies schon "grenzgängig", man habe die Bebauungsdichte zurückgenommen und baue maximal dreigeschossig, quasi als "Verbeugung vor der Landschaft." Der Bebauungsplan sei von SPÖ und ÖVP im Gemeinderat beschlossen worden, die Baubewilligung seit einigen Tagen rechtskräftig. Beim Erscheinungsbild sei man zudem noch zu Zugeständnissen bereit.

Bürgermeister Otto Marl (SPÖ) spricht dagegen von einer "Neiddiskussion": Dass der Privatinvestor auf seinem Grund nun eine Anlage mit 350 Betten bauen wolle, sei verständlich, schließlich trage er auch das finanzielle Risiko für das Bad und nicht mehr die Gemeinde, wird Marl auf orf.at zitiert. "Und dass sich der entsprechend auch absichert mit den Hotelbetten und dort Kapital und Geld machen will - das ist auch vernünftig und war immer klar, nur manche wollten das nie wahrhaben." (APA/red, derStandard.at, 28.8.2012)