"Delete Blood Cancer" lautet die Botschaft, die DKMS gemeinsam mit Traktor verbreiten will.

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Der Kick-off zur Kampagne fand Anfang August mit Unterstützung der NY Yankees statt.

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deletebloodcancer.org: "NY Sport Fans vs. Blood Cancer"

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Antonia Tritthart: "Den Österreichern fehlt der Spieltrieb. Bei uns ist man immer nur besorgt, dass man sich ja nicht blamiert, sich ja keine Blöße gibt."

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Die Wiener Agentur Traktor ist seit dem Frühjahr 2012 in New York mit einer Pop-up-Agency vertreten. Die Niederlassung wurde gegründet, um Kampagnen für den Kunden DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) im Amerika durchzuführen. Diese Non-Profit-Organisation sucht Knochenmarkspenden für an Leukämie erkrankte Menschen.

"Delete Blood Cancer" lautet die Botschaft, die DKMS gemeinsam mit Traktor verbreiten will. Traktor-Geschäftsführerin Antonia Tritthart: "Der Grundgedanke ist, dass man Leukämie, also Blutkrebs, fast vollständig heilen kann, wenn man einen Knochenmarkspender findet. Spenden von fremden Menschen passen oft besser als die von der eigenen Familie. Daher sind an Blutkrebs erkrankte Menschen davon abhängig, dass sich irgendwo auf der Welt ein für sie potenzieller Spender registriert hat. Unser Thema lautet also, dass du Menschenleben retten kannst, wenn du für andere da bist."

Kick-off mit den NY Yankees

Der Kick-off zur Kampagne "NY Sport Fans vs. Blood Cancer" fand Anfang August mit Unterstützung des Baseballteams NY Yankees statt:

"Wir konnten Vorzeigespieler der Yankees wie Mark Teixeira für die Kampagne gewinnen", erzählt Tritthart. "Wir sind stolz darauf, dass diese uramerikanische Institution der Yankees für uns als österreichische Agentur arbeitet." Nach den Yankees sollen jetzt weitere Sportteams wie die Nets, die Mavericks und die Texas Rangers folgen.

Bei der nächsten Kampagne für DKMS mit Launch im September wird es wieder darum gehen, Celebritys aus allen Kategorien – Schauspieler, Musiker, Sportler – zu Botschaftern der Kampagne zu machen.

Wien, Schweden, Tokio, Los Angeles

Dafür arbeitet Traktor mit zwei weiteren Agenturen zusammen, konkret mit Masashi Kawamura von der japanischen Agentur Party und mit Daniel Ilic von North Kingdom aus Schweden. Dieser Kontakt habe sich dieses Jahr in Cannes ergeben. Tritthart: "Beide waren in der Cyber-Jury in Cannes. Wir haben uns sehr gut verstanden und beschlossen, gemeinsam etwas zu machen. Wien, Schweden, Tokio und der Kunde in Los Angeles. Das ist natürlich eine Herausforderung. Es gibt nur ein sehr kleines Zeitfenster, wo es nicht für ein Team gerade mitten in der Nacht ist."

Jeder gegen jeden

"Worum es uns geht, ist, dass man auch aus Österreich heraus internationale Kampagnen auf internationalem Niveau machen kann", sagt Tritthart. "Die weltweit guten Kreativen sind alle offen für Zusammenarbeit, aber hier in Österreich ist immer jeder gegen jeden", kritisiert sie. "Ich nehme gerne die Schweden als Beispiel. Dort geht alles. Die haben Agenturen, die international arbeiten, die Gold und Grands Prix gewinnen. Und Schweden ist nicht größer als wir, sie haben auch durch die Sprache keinen Vorteil. Es gibt also keinen einzigen Grund, warum wir als Österreicher weniger erfolgreich sein dürfen."

Österreichern fehlt Spieltrieb

Erfolgreich werde man durch Ausprobieren und Lernen. Tritthart: "Aber den Österreichern fehlt der Spieltrieb. Bei uns ist man immer nur besorgt, dass man sich ja nicht blamiert, sich ja keine Blöße gibt. Auch die Kultur des Scheiterns gibt es in Österreich nicht. Das ist zum Beispiel in den USA grundsätzlich anders. Wenn hier einer etwas in den Sand setzt, dann hat er die Häme. Und statt dass sie sich fragen, was man daraus lernen kann, um es beim nächsten Mal besser zu machen, verkriechen sich die Menschen."

"Ohne offene Gespräche, ehrliche Selbstkritik, und ohne Übung" funktioniere es aber nicht. Österreichische Kreative würden dann gerne in eine Art trotzige Abwehrhaltung – nach dem Motto 'Werbung ist eh nicht so wichtig' – verfallen, wenn nicht alles auf Anhieb gelingt.

Machen, testen, verbessern

Tritthart: "Der Prozess muss so gehen: machen, testen, verbessern. Diesen Prozess gibt es bei uns gar nicht. Dabei verändert sich die Kommunikationsinfrastruktur rasend schnell. Es gibt dauernd neue Plattformen, die eine neue Art von Kommunikation ermöglichen. Agenturen sind heute gefordert, schnell und kontinuierlich zu lernen. Und dazu gehört es eben, an die Grenzen zu gehen und innovative Strategien und Ideen zu testen."

Kommunikation mit Nachrichtenwert

Was müssen Agenturen der Zukunft außerdem können, um erfolgreich zu sein? Tritthart: "Kommunikation herstellen, die einen Nachrichtenwert hat. Im ursprünglichen Sinne also bemerkenswerte Kommunikation machen. Es muss den Menschen wert sein, eine Bemerkung darüber zu verlieren. Das, was du in der Kommunikation machst, muss per se schon spannend sein. Und es muss so aufgebaut sein, dass die Menschen die Möglichkeit haben, mitreden und mitbestimmen zu können."

Es gehe darum, dass ein Gespräch gestartet wird. Tritthart: "Früher war das Produkt im Gespräch, und die Werbung hat das Produkt oft einfach nur gezeigt. Aber heute muss auch die Kommunikation interessant sein." (Astrid Ebenführer, derStandard.at, 5.9.2012)