Marlene Streeruwitz.

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Frankfurt/Berlin - Die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz hat die Vergabe des Adorno-Preises an die amerikanische Philosophin Judith Butler verteidigt. Im Deutschlandradio Kultur wies sie am Donnerstagabend die Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland zurück. Zu dessen Vorwurf, dem Kuratorium des Adorno-Preises fehle es an moralischer Festigkeit, sagte Streeruwitz: "Ich finde es einfach eine maßlose Feststellung, und ich stehe davor und staune." Streeruwitz gehört in diesem Jahr dem Kuratorium an, das über den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt entscheidet.

Butler bekomme den Preis "für ein Riesenwerk und eine Stellungnahme zur Welt, die sehr komplex und differenziert" sei, sagte Streeruwitz. Es sei an der Zeit, Butlers Replik auf die Antisemitismus-Vorwürfe entgegenzunehmen "und zu sagen: jetzt reden wir weiter".

Die jüdische Philosophin, die an der University of California in Berkeley lehrt, unterstützt die Boykottbewegung, die gegen die Besetzung der palästinensischen Gebiete durch Israel protestiert. Butler hatte in einem Zeitungsinterview erklärt, ihre angebliche Unterstützung für Hamas und Hisbollah sei "schrecklich" missverstanden worden. Sie lehne jede Form von Gewalt ab. (APA, 31.8.2012)