Einer der Spieler im Games Workshop mit einer seiner Figuren aus "Der Herr der Ringe" inmitten eines aufgebauten Schlachtfelds. Was aussieht wie völliges Chaos, ist die Ordnung des Spiels.

Foto: STANDARD/Scheifl, Kasper

Wien - Schnaubend holt der Minotaur mit seiner Axt zum Schlag aus. Furchtsam hebt die Erzzauberin den Blick und stößt einen schrillen Schrei aus. Da saust ein silberner Pfeil aus dem Dunkeln herab und fällt die mächtige Kreatur. "Das war jetzt aber kein fairer Zug", flucht einer der Spieler.

Solche Szenen spielen sich in vielen der zahlreichen Games-Workshop-Geschäfte ab, wie zum Beispiel auf der Mariahilfer Straße 120 in Wien.
Modellbau plus Strategie

In diesen Shops findet man jegliches Zubehör für die Strategiespiele Warhammer Fantasy, Warhammer 40.000 und Der Herr der Ringe. Diese Spiele sind eine Mischung aus Modellbau, Modellmalerei und Strategie.

Wenn man das Geschäft betritt, sieht man schon die aufgestellten Spieltische, auf denen Modellschlachten ausgetragen werden.

Ob in den futuristischen Weiten der Galaxis im 41. Jahrtausend, den Schlachtfeldern der "Alten Welt" oder vor den Mauern Minas Thirits - die Regeln sind ähnlich.

Das Spiel entscheiden zum Großteil die allmächtigen Würfel. Bei solch einer Schlacht kann ein schlechter Wurf oft über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ein Spielzug (jedem Spieler steht ein Zug pro Runde zu) besteht aus einer Bewegungs-, Schuss-, Angriffs- und Nahkampfphase. Jede Phase läuft abwechselnd zwischen den Spielern ab. "Ich spiele Warhammer Fantasy, da ich die Szenarien liebe. Schon früher habe ich mich sehr viel mit Tabletop-Games beschäftigt. Für mich ist das Ganze eine Art Socializing", sagt Marcel Cwertetschka, der hier regelmäßig spielt.

"Das ursprüngliche Spiel kommt aus England und wird seit 30 Jahren auch dort produziert", erzählt Thomas Stora, stellvertretender Geschäftsführer. "Es ist eine tolle Sache, weil sich viele Leute kennenlernen."

Eine Partie des Spiels dauert in etwa zwei Stunden. Jährlich findet auch eine Österreichmeisterschaft für die Gamer statt. In Storas Geschäft selbst finden keine Turniere statt. Hier treffen sich die Hobbyspieler.

Auf die Frage, wie viel Geld man in ein Anfängerset investieren muss, antwortet Stora: "Ein Set mit Figuren, Landschaft, Würfeln etc. kostet um die 130 Euro."

Nicht nur auf dem Spielbrett treffen unterschiedliche Welten aufeinander: Anzugträger und Schlurf sitzen sich hier gegenüber, beiden tropft der Schweiß von der Stirn, und sie warten angespannt auf den nächsten Zug.

"Meine Khone-Berserker greifen jetzt deinen taktischen Trupp über die linke Flanke an." "So eine hohe Reichweite haben diese jämmerlichen Kreaturen doch nicht!" "Du vergisst die Sprungmodule die meine 'jämmerlichen Kreaturen' besitzen. Diese geben plus sieben Bewegungspunkte." Solche Dialoge sind im Games Workshop ganz normal.

Jährlicher Games Day

Seit 1999 gibt es jedes Jahr den Games Day. Alle begeisterten Warhammer-Gamer im deutschsprachigen Raum treffen sich in Köln, um gegeneinander anzutreten. Doch nicht nur die intergalaktische Schlacht steht hier im Vordergrund. Jeder, der 40 Euro für eine Eintrittskarte bezahlt hat, kann sich mit Entwicklern der Spiele treffen und austauschen. Außerdem kann man Neuheiten bestaunen. Bei der Siegerehrung werden goldene Schwerter an die Gewinner verteilt. (Paul Scheifl, Angelika Svoboda, Timur Yildiz, Fabian Kasper, Maximilian Schwaiger, DER STANDARD, 5.9.2012)