Wien - Kurz vor Ende der Schulferien in West- und Südösterreich hat der Dieselpreis ein neues Rekordhoch erreicht. "Mit 1,450 Euro pro Liter im Schnitt ist Diesel daher teurer, als im Rekordjahr 2008. Vor vier Jahren kostete Diesel am 2. Juli 1,449 Euro pro Liter, rechnete ARBÖ-Pressesprecher Thomas Woitsch in einer Aussendung vor. Und Besserung ist nicht in Sicht. "Wir rechnen nicht damit, dass sich die Situation in den kommenden Tagen wesentlich entspannen wird."

Auch Eurosuper ist mit 1,525 Euro nahe an einem neuen Rekord. Mit 1,526 Euro pro Liter war Eurosuper bisher am 16. April diesen Jahres am teuersten. "Das könnte sich rasch ändern, schließlich fehlen nur mehr 0,1 Cent pro Liter. Weitere Rekordpreise in den kommenden Tagen sind daher nicht ausgeschlossen", warnt Woitsch.

Iran-Öl schuld?

Österreich hat 2012 noch einmal kräftig bei iranischem Öl zugeschlagen. 2011 hatte man den Import eigentlich bereits eingestellt. Heuer war die wirtschaftliche Versuchung allerdings wohl zu groß, sagte der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer für den Iran, Michael Friedl, am Mittwoch in Wien vor Journalisten. Seitdem am 1. Juli das EU-Embargo in Kraft getreten ist, sind iranische Ölimporte - zumindest vorläufig - Geschichte. Mittelfristig könnte das auch den Spritpreis in die Höhe treiben, so Friedl.

Traditionelle Beziehungen

Österreich verbindet mit dem Iran eine langjährige Handelsbeziehung. 2010 verbuchte das Handelsvolumen mit insgesamt über 660 Mio. Euro ein Rekordhoch. Im Vorjahr, als sich die Sanktionen gegen das Regime weiter verschärften und ein Embargo bereits im Raum stand, brach der Handel ein. Die heimischen Exporte in den Iran fielen um 15,7 Prozent, die Importe sogar um über 90 Prozent. Hauptverantwortlich dafür war das iranisches Öl.

2010 hatte Österreich noch knapp 666.000 Tonnen mineralische Brennstoffe für über 280 Mio. Euro aus der islamischen Republik importiert. 2011 dann gar keines mehr. Heuer waren es zwischen Jänner und Mai wieder knapp 150.000 Tonnen. Das spülte dem Iran über 97 Mio. Euro in die Kassen, geht aus vorläufigen Zahlen der Statistik Austria hervor.

Die EU einigte sich bereits im Jänner auf das Embargo. Die Übergangsfrist bis Juli war ursprünglich für Krisenländer gedacht, die stark von iranischem Öl abhängig sind. Österreich gehört nicht dazu. Selbst im Rekordjahr 2010 lag der Anteil an iranischem Öl bei nur zwei Prozent. Der Spritpreis könnte mittelfristig dennoch steigen, so Friedl. Zuletzt war iranisches Öl am Weltmarkt wesentlich billiger als jenes der Konkurrenz.

Menschen spüren die Sanktionen

Die Sanktionen seien für die Menschen im Iran klar zu spüren, so Friedl weiter. Besonders nach der Wahl im Jahr 2009 habe sich die Lage verschärft. Das staatliche Budget sei zu 80 bis 90 Prozent vom Öl-Verkauf abhängig. Verschiedene Subventionen seien abgebaut worden. Neben Öl-Importen sind auch die Zentralbank ebenso wie große Handelsbanken sanktioniert. Auch vom internationalen Bankenkommunikationssystem Swift ist der Iran praktisch ausgeschlossen.

Das hat auch die lokale Währung Rial unter Druck gesetzt. Die Inflation liegt offiziell bei 25 Prozent, inoffiziell bei 50 Prozent, so Friedl. Dafür sei neben den Sanktionen aber auch die Wirtschaftspolitik des Landes verantwortlich. Besonders Nahrungsmittel werden teurer, so Friedl. "Die Menschen am Land wissen vielleicht nicht viel über Politik. Aber sie wissen, wie viel das Brot und ein Huhn kostet".

Michael Friedl war von September 2007 bis August Handelsdelegierter im Iran. Jetzt ist er in Wien stationiert. Sein Nachfolger ist Georg Weingartner, der zuvor in Abu Dhabi war. (APA, 5.9.2012)