Ein Geschäftsleben nach dem Tod? Neunutzungen für Altbauten sind oft nur schwer zu finden.

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Im salzburgischen Örtchen Goldegg schloss unlängst ein Wirt für immer seine Pforten. Auch ein benachbarter Laden in prominenter Lage wurde von einem Tag auf den anderen geleert. Die Schaufenster des Ecklokals sind mit Plakaten zugeklebt. Und diese sind keineswegs nur die Folge wirtschaftlichen Unglücks. Die Flächen wurden dem deutschen Plakatkünstler Klaus Staeck nämlich mit Absicht überlassen. Seine plakative Gesellschafts- und Kapitalismuskritik prangt nun in den Auslagen der toten Shops.

Verwaiste Geschäftslokale mit verschmutzten oder gar verklebten Auslagen findet man allerdings auch in der Stadt. Der chaotische Eindruck, der dabei entsteht, ist für Immobilienverwalter und Anrainerschaft oftmals ein optisches Signal für Handlungsbedarf.

Aktuell betreibt die Plattform EG-Zone, eine Initiative von Magistrat Wien und TU Wien, eine Problemanalyse zu diesem Thema. Das wenig überraschende Ergebnis der Studie: Erdgeschoßzonen sollten mit dem Straßenraum direkter und interaktiver verbunden werden. Privatgärten in geförderten Wohnbauten seien daher dringend zu überdenken. Speziell für den innerstädtischen Gebäudebestand gilt, dass die Erdgeschoßzone ihr anhaftendes, ungeliebtes Image endlich loswerden sollte.

Leerstand schadet dem Haus

"Vor allem in Gründerzeitvierteln gibt es sehr charmante Beispiele von Erdgeschoßnutzung", meinte Klaus Wolfinger, Vizepräsident des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI), im Rahmen eigens dazu abgehaltener "Werkstattgespräche". Die erwähnten Potenziale gezielt zu nutzen und leere Räume dem Markt zuzuführen, dafür gäbe es auch laut Peter Weinberger, Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilien Vermittlung GmbH, gute Gründe. Denn: "Wer seine eigene Immobilie nicht benutzt, sollte sich der Risiken bewusst sein - etwa durch unliebsame tierische Bewohner oder durch Schimmelbildung." Bei etwaig fälligen Sanierungen der leer stehenden Lokale kämen auf die Eigentümer hohe Kosten zu.

Dann schon lieber neu verwerten. So zumindest lautet das Motto von Wolf-Dietrich Schneeweiss, Inhaber der Immobilienkanzlei Schneeweiss, die in Wien rund 400 Zinshäuser verwaltet. Er hat die kommerzielle Verwertung mittels Lagerabteilen als sinnvolle Alternative für problematische Erdgeschoßzonen entdeckt. Anhand seiner neuen 140 Quadratmeter großen "City Storage" an der verkehrsreichen Weißgerber Lände in Wien-Landstraße erklärt er: "Das Lokal, das sich ursprünglich hier befand, ist jahrelang leer gestanden. Der 80.000 Euro Umbau hat das Erdgeschoßlokal wieder rentabel gemacht."

Lagerboxen statt Geschäft

Die Lagerabteile sind seitdem so gut ausgelastet, dass dies den Hausverwalter dazu veranlasste, die erfolgreiche Idee auch noch in weiteren zwei geeigneten Erdgeschoßen umzusetzen. Nachteil an der Sache: Spezielle Nutzungen wie diese verlangen - wieder einmal - nach dem passenden Ort.

Die Zusammenführung von Geschäftsidee und richtiger Lage ist jedenfalls das Anliegen von Silvia Fleischhacker, Geschäftsführerin des WKO-Servicecenters für Geschäftslokale. Sie empfiehlt im Vorfeld die Erstellung einer genauen Analyse: "Falsche Lokalentscheidungen ziehen oft hohe Marketingaufwendungen nach sich." Oder aber die rasche Pleite.

Damit das nicht passiert, nehmen mittlerweile 3500 Miet- und Kaufinteressenten die Dienstleistung des WKO-Servicecenters in Anspruch. 75 Prozent aller Nachfragen kommen dabei aus Handel, Gastronomie oder weiteren Dienstleistungsbereichen. Ziehen sie in eines der leer stehenden Lokale ein, weichen die wildwüchsigen oder womöglich sogar künstlerisch affichierten Plakate neuen Schriftzügen: "Neueröffnung". (Peter Matzanetz, DER STANDARD, 8./9.9.2012)