ModeratorIn: Gestern Werner Faymann, heute die derStandard.at-UserInnen: Wir begrüßen Armin Wolf, den Moderator der ORF-"Sommergespräche", zum Chat und freuen uns auf spannende Fragen!

Armin Wolf: Hallo, ungewohnte Situation nach den letzten vier Wochen ... Freue mich aber auf Ihre Fragen.

UserInnenfrage per Mail: Wenn Sie sich auf die Gespräche vorbereiten, sammeln Sie Informationen (Lebenslauf, politische Aussagen, etc.). Wie gehen Sie bei der Gewichtung vor? Welche Themen werden für sie überhaupt zu Themen, welche werden zu wichtigen Themen? Wieviel Zeit p

Armin Wolf: Ziemlich viele Fragen. Hm. Mich interessieren vor allem Dinge, die man nicht ohnehin auf den Homepages der Parteien nachlesen kann. Und Fragen, die Politiker vielleicht nicht so gerne von sich aus beantworten. Und im Zweifel interessiert mich Vergangenes mehr als die Zukunft, weil ich überprüfen kann, was aus früheren Versprechen wurde. Aber nicht überprüfen kann, was jetzt versprochen wird.

UserInnenfrage per Mail: Herr Wolf - ganz ehrlich - was dachten Sie sich während dieser Faymann'schen Wortmeldung (Anm. "Ich würde Sie vor ganz großen Viechern beschützen") beim Sommergespräch.

Armin Wolf: Eh nicht unwitzig, von ihm aus. Er hatte dabei allerdings einen Riesenkäfer am Sakko-Kragen.

UserInnenfrage per Mail: Sehr geehrter Herr Wolf, sind die ORF-Sommerinterviews Ihrer Meinung nach tatsächlich Gespräche oder sind es mehr Duelle, und warum ist das so?

Armin Wolf: Es sind Interviews, die aus historischen Gründen "Gespräche" heißen. Live-"Gespräche" mit Politikern zur Hauptsendezeit im Fernsehen sind allerdings extrem schwierig, weil sich die Partner ungern auf ein Gespräch einlassen. Und auch üblicherweise die Zeit dafür fehlt.

Step We: Wer war für sie der spannenste Interviewpartner?

Armin Wolf: Nikolaus Harnoncourt.

UserInnenfrage per Mail: Ich denke Sie versuchen alle PolitikerInnen in Ihren Interviews gleich kritisch und gut vorbereitet zu befragen, das wird auch zu Recht von Ihnen erwartet. Heißt das auch, dass Sie der Meinung sind, alle PolitikerInnen – gleich welcher Partei diese

Armin Wolf: Ich versuche schon, mich darauf einzustellen. Das Spindelegger-Gespräch war im Ton anders als das Strache-Interview. Tatsächlich hat Herr Spindelegger ja zumindest versucht, thematisch auf meine Fragen einzugehen und nicht ewig gesprochen. Musste ihn also z.B. nicht ständig unterbrechen.

Geh oarg: Sehr geehrter Herr Wolf! Wie Sie den "Käfersager" net amal ignorierten, gefiel mir gut! Wie sehr hatte die live Übertragung Einfluß auf Ihre Vorbereitung?

Armin Wolf: Keine.

Zebra: Zuerst Gratulation zu der spannenden Gestaltung der Sommergespräche. Wie haben Sie sich auf die Sommergespräche vorbereitet? Haben Sie da eine vielköpfige Redaktion oder muss man sich Sie als Einzelkämpfer vorstellen?

Armin Wolf: A) Danke! B) Da gibt es eine sehr tüchtige Redaktion (die während des Jahres "Im Zentrum" macht), die mich unterstützt hat. Haben z.B. die ganzen ÖBB-Inserate in der Nationalbibliothek ausgehoben (hätte auch die Asfinag-Inserate dabei gehabt...)

Manolito: Wer war für Sie der stärkste Spitzenkandidat in der direkten Diskussion (eventuell Rangliste?) und warum?

Armin Wolf: Ich bin da ganz öffentlich-rechtlich ausgewogen. Alle waren einfach großartig.

UserInnenfrage per Mail: Gibt es Nettigkeiten oder Small Talk vor den Sommergesprächen oder vor/nach ZiB2-Interviews oder wie trennt man sich danach? und sind Sie mit irgendeinem Politiker per du?

Armin Wolf: Bin mit keinem der fünf Gesprächspartner per Du. Man macht vorher üblicherweise harmlosen Small Talk und redet nachher mitunter noch etwas länger "off the record" über Politik.

Walter KURTZ: Sie haben gemeint, daß Sie #SG13 nicht machen wollen, weil Sie nicht wieder dieselben Leute interviewen möchten. Was gefällt Ihnen nicht an der Aussicht, eine Stunde mit Frank Stronach zu verbringen, bzw welche Chancen geben Sie ihren diesjährigen G

Armin Wolf: Bei Herrn Stronach wäre die wirkliche Herausforderung, in den 50 Minuten eine Frage unterzubringen. Was die zweite Frage betrifft: ich bin kein Jurist. Aber gespannt...

Stefan Schöggl: Sie haben klargestellt, nächstes Jahr die Sommergespräche nicht mehr zu moderieren. Können Sie sich ein Comeback in den Folgejahren vorstellen?

Armin Wolf: Ich habe sie 2005 gemacht und 2012. Jetzt kommen wieder die 7 mageren Jahre.

Michael Bagreiner: Sg Herr Wolf, waren Sie von aggressiver Strategie Faymanns überrascht? (Es hat so gewirkt). Wie kam Ihrer Einschätzung nach das ständige Unterbrechen Faymanns bei den Zuseher_innen an?

Armin Wolf: Ich war nicht sooo überrascht, da Herr Faymann seit etwa Ende 2010 in Interviews anders agiert als vorher (war in einer ZiB2 und in einer Pressestunde damals offensichtlich). ZiB2-Interviews hat er mir allerdings seither keine mehr gegeben. Mühsamer als das Unterbrechen waren eher die sehr, sehr langen Antworten.

UserInnenfrage per Mail: Meiner Meinung nach waren die Karmasinfragen zu Beginn des Interviews unfair Herrn Bucher gegenüber, da sich alle anderen auf diese Frage einstellen konnten. Letzteres hat auch dazu geführt dass aus dieser Frage nichts außer eingelernte Phrasen ge

Armin Wolf: Ich fand die Umfrage ziemlich interessant: z.B. dass der Oppositionspolitiker Strache den höchsten Wert von allen bei Durchsetzungsfähigkeit hat. Dass außer Strache alle vier ihren schlechtesten Wert bei Charisma hatten. Dass Strache seit 7 Jahren seine schlechteste Bewertung bei Ehrlichkeit hat. Dass Spindelegger in jeder Kategorie bessere Werte hat als Faymann - außer bei "wäre ein idealer Bundeskanzler". Ich hätte jedes der fünf Interviews am Tag darauf anders gemacht. Und jedes - hoffentlich - besser. So viel Zeit, dass ich Ihnen das alles erzählen kann, was ich anders machen würde, haben wir bis 13h00 leider nicht.

ModeratorIn: Nachfrage: Das heißt, sie schließen ein Comeback bei den "Sommergesprächen" in den nächsten sieben Jahren aus?

Armin Wolf: In 27 Jahren Journalismus habe ich gelernt, dass man nicht allzuviel "ausschließen" soll. Aber ich schließe aus, dass ich die SG nächstes Jahr wieder mache.

KarlHeinz1101: Sehr geehrter Herr Wolf, wie stellen sie sich die Zukunft der Sommergespräche vor? Sie hatten ja bereits gesagt dass sie es in diesem Format nicht mehr machen wollen

Armin Wolf: Und deswegen denke ich, ganz ehrlich gesagt, momentan über die "Zukunft der Sommergespräche" nicht allzu viel nach ... ;-)

UserInnenfrage per Mail: Ihr Erfolg - quotenmäßig jetzt - müsste den ORF doch dazu bewegen können, den Zuschauern mehr Polittalk anzubieten, nicht unbedingt nur mit den Parteispitzen, sondern auch mit anderen interessanten in der Politik involvierten Personen. halten sie se

Armin Wolf: Ich bin ganz unsicher. Politiker-Interviews werden in Wahrheit immer schwieriger, weil die Bereitschaft Fragen wirklich zu beantworten - siehe gestern - offenbar immer geringer wird. Bin gespannt, was z.B. aus dem geplanten Talk-Format von Stefan Raab wird. Klingt aber mehr nach Zirkus als nach Diskurs...

der lange hans: sg hr wolf. politische einstellung und partei ausgeblendet: von welchen politikern sind sie "menschlich" überzeugt?

Armin Wolf: Ich bin von meiner Frau, meiner Familie und meinen Freunden "menschlich überzeugt". Bei Politikern würde es mir schon vollauf genügen, wenn sie mich politisch überzeugen. Will sie ja nicht heiraten. ;-)

muro00: Ich sag nur Kronenzeitungs-Artikel! Was ist Ihre Meinung zu solchem Vorab-Journalismus

Armin Wolf: Hab den Artikel nicht gesehen, fürchte ich.

Mooreel: Wie sehr beeinflussen neue Medien sie heute schon? Bis auf die gestrige live sendung haben sie ja minuten nach der Aufzeichnung schon getwittert. Wieviel Zeit investieren sie täglich dafür? Ist es ein gezieltes aufrechterhalten des Interesses oder m

Armin Wolf: Gestern konnte ich nicht gleich twittern, weil wir nach der Sendung noch recht lange mit dem Team zusammengesessen sind. Die anderen Sendungen waren ja aufgezeichnet, die habe ich mir dann auch im TV angeschaut und mitgetwittert. Grundsätzlich beschäftigt mich das ca. eineinhalb Stunden am Tag. Hab weder mit dem Zeitaufwand noch mit dem Erfolg gerechnet. Aber es ist es wert, finde ich.

ab0f1614-2657-4881-9cbb-317e965be4ea: Ihre Zuschauer, darunter auch ich, haben sich durch diese Folge von Sommergesprächen jeweils ein Bild machen können. Welchen Ihrer Gesprächspartner würden Sie als am angenehmsten bezeichnen im nachhinein?

Armin Wolf: Etwas schwierig waren Herr Faymann, weil er sehr, sehr ausführlich geantwortet hat (und es viele, gerade ältere, Zuseher HASSEN, wenn ich den Bundeskanzler unterbreche). Und Herr Strache, weil manche Dinge, die er sagt, schlicht nicht stimmen (Davidsterne, ESM-Klage vor Neuwahl in Kärnten).

UserInnenfrage per Mail: Sie wollen die Sommergespräche nicht mehr machen, weil Sie das mit den gleichen Gesprächspartnern nicht sinnvoll und nicht spannend fänden, sagten Sie der APA. Mit wem würden Sie gerne reden und in welchem Format? Haben Sie versucht da etwas neues b

Armin Wolf: Ich verhandle mit dem ORF eigentlich nicht so viel, weil ich in der ZiB2 sehr glücklich und zufrieden bin. Fände ein Format wie das, was Frau Maischberger früher auf n-tv gemacht hat (25 Minuten tagesaktuelles Interview mit einem Politiker) spannend, aber das geht nur auf einem Spartenkanal, weil das wirklich nur eine Minderheit interessiert. Und da ist ZiB2 viel spannender.

Al Bundy: Ich finde, die österreichischen Journalisten/Medien vergessen ganz schnell! Insbesondere bei HC Strache und seinen Konsorten könnte man doch wöchentlich eine Sendung/Beitrag bringen, wie sie sich doch widersprechen und nur populistisch agieren. Waru

Armin Wolf: Könnte es sein, dass das Kurzzeit-Gedächtnis vor allem auch bei den Wählern recht ausgeprägt ist? Ich finde die Widersprüche ja eh sehr spannend. Bin aber nicht sicher, wie spannend sie - jeden Tag - die Zuseher finden.

PL890: Hatten Sie das gefühl dass Herr Faymann Sie auch nur ein einziges Mal ausreden ließ? Konnten Sie überhaupt alles sagen was Sie sagen wollten?

Armin Wolf: Ich kann nie alles sagen, was ich sagen will. Dazu rede ich viel zu gern. ;-)

Altair Ibn La'Ahad: Welcher Obmann hat sich laut ihrer Einschätzung am Besten auf sein Gespräch vorbereitet?

Armin Wolf: Schwer zu sagen. Jedenfalls nicht Herr Bucher und Frau Glawischnig.

UserInnenfrage per Mail: Noch nie ist ein Journalist in der Reihe so angegriffen worden wie Sie (Aufbringen in welcher Jugendbewegung sie einmal waren, Vorwürfe Sie würden von den Inseraten in den Zeitungen, die vom ORF geschalten werden profitieren, etc. ) Wie dick ist Ihr

Armin Wolf: If you can't stand the heat, get out of the kitchen. Passt schon.

Leo Ochsenbauer - nullzeit.at: Guten Tag auf diesem Weg! Ich habe heute mit Erstaunen eine Aussendung von Vilimsky gelesen, wonach Sie gesagt hätten "Wenn ein schwuler Moslem ÖVP-Vorsitzender wird" würden Sie wieder SG führen. Wie stehen Sie denn jetzt im nachhinhein zu dieser -

Armin Wolf: Ich fürchte, wenn Sie Ihre Informationen aus den Aussendungen von Herrn Vilimsky beziehen, bekommen sie ein etwas schräges Weltbild. Es war eine ironische Anspielung auf Twitter zum Spindelegger-Gespräch. Ich bin aber nicht überrascht, dass die Ironie Herrn Vilimsky entgangen ist. Sein überraschender Einsatz für schwule Moslems ist aber jedenfalls unterstützenswert, finde ich.

Post für den Tiger: Herr Wolf, es mag ja sein, dass sich Faymann durch die Termin-Querelen einen Vorteil im Gesprächsverlauf verschaffen wollte. Dennoch, ist es nicht ein wenig schade, dass gestern für Themen die meiste Zeit aufgebraucht wurde, die sich eigentlich nur

Armin Wolf: Da haben Sie nicht ganz unrecht. Das liegt allerdings nicht an meinem Frageplan - da war das alles sehr viel ausführlicher drin - sondern an den sehr, sehr ausladenden Antworten von Herrn Faymann v.a. zu Inseraten und Bundesheer. Hätte eh gerne 20 Minuten überzogen.

Q.E.D q.e.d: Sollte man für die Zukunft vielleich "Elefantenrunden" anstelle der Sommergespräche andenken dafür aber 2-3 Stunden?

Armin Wolf: Sie haben eine interessante Vorstellung von Vergnügen, muss ich sagen ... ;-)

Rigglerobber: Herr Wolf, wie schwer fällt es, in oft skurrilen Gesprächssituationen ernst zu bleiben?

Armin Wolf: Als Herr Bucher gesagt hat, er will Landeshauptmann von Kärnten werden, war es nicht leicht. Das gebe ich zu. Und als Herr Spindelegger den Zustand der ÖVP mit 1 bis 2 bewertete, war's auch eine Herausforderung.

Mooreel: Was haben sie sich gedacht(außer dass man es ohnehin auf wikipedia findet) als spindelegger so seltsam ihnen das mit der jvp vor die nase gesetzt hat?

Armin Wolf: Fand lustig, dass der ÖVP-Chef mir eine Vergangenheit in seiner Jugendorganisation "vorwirft" ... War aber nicht überrascht, da ich schon Tage davor gehört hatte, dass Generalsekretär Rauch in der Jungen ÖVP herumtelefoniert und sich danach erkundigt (müssen eine lausige Mitgliederkartei haben). Das fand ich eher erstaunlich - dass jetzt Politiker den Journalisten hinterher recherchieren...

UserInnenfrage per Mail: Was halten Sie von der von Stefan Raab anvisierten neuen Polit-Talk-Show? Hätte so ein Format auch im ORF Platz, z.B.: als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten, bzw. als Format um auch jüngere Generationen zu erreichen?

Armin Wolf: Das will ich erst sehen. Momentan klingt das Konzept nach ziemlichem Krawall-Fernsehen. Aber grundsätzlich finde ich alles spannend, dass Junge für Politik im Fernsehen interessiert.

groe: Sie haben wiederholt bemerkt, dass es "sehr viele spannende Themen" gibt und als Zuschauer hatte man auch oft das Gefühl es würde sehr gehetzt werden (besonders fiel mir das bei Faymann gestern auf). Wieso verlängert man die Sommergespräche denn dan

Armin Wolf: Weil um 22h00 die ZiB2 beginnt, eine wirklich großartige Fernseh-Sendung. ;-) Nein, im Ernst: weil wir ziemlich sicher sind, dass sich nur recht wenige Menschen 2 Stunden Politiker-Interview im Hauptabend anschauen würden.

Duft Markus: haben sie ein mitspracherecht bei der künftigen besetzung der SG oder stirbt das format mit ihrem abgang?

Armin Wolf: Das Format stirbt sicher nicht mit mir. Es gab die Sommergespräche lange, lange vor mir und wird sie noch lange ohne mich geben. Mitspracherecht habe ich keines, das entscheiden Chefredakteur und TV-Direktorin.

syrinxx: Hallo herr Wolf, danke erstmal für diese Sommergespräche auch an Ihr Team. Ich hab jedes der Gespräche gesehen und muss zugeben etwas irritiert zu sein. naja irritiert ist vielleicht das falsche Wort. Absoltut entsetzt eigentlich. Die Aussagen unser

Armin Wolf: Naja, ich denke, das war alles ziemlich aussagekräftig, oder? Wir haben die Fakten auf den Tisch gelegt. Herr Faymann hat sich dazu erklärt. Was andere Medien jetzt noch daraus machen - keine Ahnung.

Petrvalsky: Herr Wolf, obwohl mir ihr Interviewstil und die Sommergespräche allgemein gut gefallen haben, habe ich mich während der Sommergespräche öfters gefragt, ob diese "Wadlbeisserei" notwendig war? z.B. beim Interview mit Frau Glawischnig - gab es keine w

Armin Wolf: Ich denke noch immer, dass das Auto-Video (weil aktuell und von wirklich vielen Leuten diskutiert) in das Gespräch gehörte. Habe aber am Wochenende das Transkript redigiert (wir stellen morgen alle SG-Transkripte online) - und die Passage war definitiv zu lang. Eine der vielen Dinge, die ich anders machen würde...

GarciaLorca: Lieber Herr Wolf, ich bin eigentlich ein Fan von Ihnen, war aber von den Sommergesprächen enttäuscht. Meiner Meinung haben Sie sich zu lange mit Boulevard-Themen aufgehalten und sind nicht in Inhalte gegangen, die im tagespolitischen Geschehen oft z

Armin Wolf: Echt, das finden Sie spannend? Empfehle Ihnen sehr das ca. 300 Seiten starke "Handbuch freiheitlicher Politik" (wird gratis zugesandt) und die Positionspapiere der ÖVP - steht alles online. Dafür brauchen Sie mich nicht, ehrlich.

st. post: s.g. Herr Wolf, gab es eine/n überraschende Aussage/Antwort/Moment für Sie (und welche) in den Gesprächen oder war alles wie geplant/gedacht?

Armin Wolf: Wie geht's der ÖVP momentan? "1-2". Das hätte ich tatsächlich nicht gedacht, muss ich gestehen.

Pierce Hawthorne: Ich bilde mir ein, dass Sie gegen Herrn Bundeskanzler Faymann schwerer ankämpfen mussten als gegen die anderen Parteichefs? Woran lag's? Vielleicht an den Mücken?

Armin Wolf: Es lag daran, dass Herr Faymann sehr nachdrücklich SEHR ausführlich geantwortet hat (und ich im Hinterkopf habe, dass sehr viele Zuseher beim Unterbrechen des Bundeskanzlers - auch wenn er als Parteichef eingeladen war - viel empfindlicher sind, als bei "rangniedrigeren" Politikern. Besonders schlimm übrigens beim Bundespräsidenten und beim Kardinal. Und das weiß Herr Faymann natürlich auch. Und er nützt es aus.)

bububibuu: Herr Wolf, Sie sagen oft, dass Sie noch nie 100%ig zufrieden mit einem Ihrer Interviews zufrieden waren. Wie würden Sie selber die Reihe der Sommergespräche im Nachhinein beurteilen?

Armin Wolf: 1-2. Nein, ich bin ja ehrlich. 2-3. War sehr zufrieden mit den Quoten. Es waren die erfolgreichsten Sommergespräche, seit es die Reihe gibt und wir haben v.a. viele junge Zuseher dafür interessiert. Das war super. Und großartig waren die Porträts von Klaus Dutzler. Ansonsten würde ich etliches anders machen, wie schon gesagt.

Steve Anorizz: Hallo Herr Wolf! Wie fühlt man sich eigentlich so, wenn man die wichtigsten Politiker des Landes interviewt? Ich habe selbst schon Interviews geführt, und Sie kamen mir geradezu beänstigend ruhig und locker vor. Mehr noch, Sie haben den Politikern t

Armin Wolf: Höre hier gerade, es sind so viele Leute beim Chat wie bei Herrn Strache. Das verunsichert mich jetzt ... Aber zu Ihrer Frage: Bin mit keinem der Interview-Partner der SG per Du, kenne aber alle (außer Herrn Bucher) schon recht lange, da sie und ich schon länger "im Geschäft" sind. Situation war trotzdem etwas anders als im ZiB2-Studio, das ja sozusagen mein natürliches Biotop ist.

ModeratorIn: Bei welchem Gast waren die ZuseherInnenreaktionen in Bezug auf Ihre Gesprächsführung am negativsten? Via ORF-Kundenservice, Mails etc.

Armin Wolf: Bei Frau Glawischnig. War auch das schwächste Gespräch.

Bitte Ich Weiß Was: Wieso waren die falschen Facebook Freunde kein Thema beim Kanzler? Bei Glawischnig war Facebook ja schon interessant . . . aber beim Kanzler wäre das Thema HEIß gewesen

Armin Wolf: Hätte mich eh interessiert. Es war aber auch so - aufgrund seiner langen Antworten - schon zu wenig Zeit z.B. für Euro und EU. Hätte auch noch gerne zu den Bilderberger-Treffen u.a. gefragt, war auch keine Zeit mehr. Seine Antwort zu FB kenne ich allerdings schon. Bei Glawischnig fand ich es interessant, weil man wirklich denken könnte, die Grünen müssten da aktiv und erfolgreich sein. Tatsächlich ist der FB-Auftritt von Frau Glawischnig aber echt ein Drama ... und entsprechend erfolgreich.

krabat: Sieht man sich etwa den Interviewstil in der ARD an, so hat man den Eindruck, dass diese Gespräche "korrekter" ablaufen. Müssen österreichische PolitikerInnen aggressiver/kritischer/härter gefragt werden als etwa ihre deutschen KollegInnen?

Armin Wolf: Wenn Sie sich Interviews in der ARD anschauen, fällt Ihnen ev. auf, dass Politiker dort in der Regel ungefähr auf die gestellten Fragen antworten und selten über 45 Sekunden. Das macht - glauben Sie mir - die Arbeit des Interviewers einfacher. Würde jederzeit tauschen.

Deathflyer: Herr Wolf, ich würde zu gern wissen, wie wohlbehütet Sie sich fühlten, als Herr Faymann anbot, Sie gegen Monsterkäfer zu verteidigen...

Armin Wolf: Es ging. Ich glaube ihm den guten Willen, allerdings hatte er den Käfer auf seinem eigenen Kragen noch nicht wirklich im Griff. Bin also über die Erfolgsaussichten nicht ganz sicher...

UserInnenfrage per Mail: ORF-Kollege Gallmetzer hat Sie in einem Kommentar kritisiert. Sie hätten eher Politiker als Politikinhalte abgefragt. Was halten Sie von seinem Kommentar?

Armin Wolf: Ja, eh. Genau das was Lorenz Gallmetzer da fordert, hat es letztes Jahr in den SG gegeben. Leider hat es kaum jemanden interessiert. Und das lag nicht an den Fragen sondern an den Antworten. Und über nichts hätte sich Herr Strache mehr gefreut, als hätte ich ihn zu den "Themen, die ihm die Wähler zutreiben" (Gallmetzer) befragt. Und wollten Sie wirklich wissen, was Herr Bucher dazu sagt, dass auf der Welt die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Ich geb's zu, das hat mich weniger interessiert als die Frage, wie glaubwürdig sein Umgang mit den Korruptionsvorwürfen gegen das BZÖ ist.

ModeratorIn: Haben Sie mit Herrn Gallmetzer über seine Kritik gesprochen?

Armin Wolf: Ja, sehr ausführlich, nach dem Glawischnig-Gespräch, lange bevor er seinen Kommentar geschrieben hat. Da habe ich versucht, ihm zu erklären, warum ich das so mache und warum ich glaube, dass sein Konzept nicht funktionieren würde (und in der Vergangenheit nicht funktioniert hat). Ich habe ihn offensichtlich nicht überzeugt. ;-)

meteora1: Falls Sie Politiker bei den Sommergesprächen wären, von wem würden Sie sich am liebsten interviewen lassen? Von Ihnen selbst, Ingrid Thurnher, Lou-Lorenz Dittlbacher, Tarek Leitner, ...?

Armin Wolf: Da geht es mir jetzt wie Herrn Faymann bei der Frage nach der Anklage gestern. Da es selbstverständlich nie eine Anklage geben wird, stellt sich die Frage nicht ... ;-)

UserInnenfrage per Mail: Sie diskutieren auf Twitter ja häufiger mit einem Herrn Mag. Petzner, oder auch mit Herrn Vilimsky "emotionaler" als während einer ZiB. Befürchten Sie manchmal nicht, dass plötzlich aus dem Kontext heraus zB. ein Herr Petzner Sie nicht auf eine ehem

Armin Wolf: Ich hoffe nicht, dass ich den Bogen "zu weit spanne", aber ich mache natürlich ständig Fehler ... Wenn mich Herr Petzner auf mein Gehalt ansprechen würde - so what? Ich schäme mich nicht für mein Gehalt. Ich arbeite dafür. Und im Vergleich zu Herrn Petzners Gehalt ist es sogar fragwürdig niedrig. ;-)

ModeratorIn: Ad Gallmetzer: Finden Sie diese Querschüsse aus den eigenen Reihen in Ordnung? Vor allem wenn sie öffentlich transportiert werden?

Armin Wolf: Aber warum "eigene Reihen"? Lorenz Gallmetzer arbeitet nicht mehr im ORF und es ist ein freies Land...

Van_Tom: Können Sie überhaupt noch eine Partei - mit ruhigem Gewissen - wählen, nach all den "Entdeckungen" und Informationen über die Spitzenkandidaten?

Armin Wolf: Bis jetzt habe ich jedenfalls noch nie weiß gewählt und bin auch noch jedesmal wählen gegangen. Geht schon...

Canis in urbe custodiendus non est: Wie gefrustet sind sie nach 5 Gesprächen mit ausweichenden Gesprächspartnern?

Armin Wolf: Ist schon ok. Gibt wirklich schlimmere Jobs als meinen.

goldstandard: Wie bewerten Sie die Strategie mancher Interviewpartner den Moderator durch Gegenfragen, "Outen" und Ähnliches zu verunsichern?

Armin Wolf: Mir wäre lieber, sie würden knapp, konzise und wahrhaftig auf meine Fragen antworten. Aber wie sagt mein Kollege Dieter Bornemann (ein weiser Mann): Das Leben ist kein Wunschkonzert.

so_oder_so: S.g.Hr.Wolf. Sehen Sie es als Schachzug der SPÖ eine Live-Sendung zu erzwingen um das Gefühl der Souveränität der Hrn.BKs zu signalisieren - quasi sich jeder Situtation möglichst unvorbeireitet entgegenzustellen ?

Armin Wolf: SPÖ hat uns beim Termin ziemlich am Schmäh gehalten und uns monatelang erklärt, Herr Faymann sei am Montag im Ausland und wir könnten nur am Freitag voraufzeichnen. Das haben wir verweigert und Tausch mit Spindelegger-Termin angeboten. Das wollte SPÖ nicht. Daraufhin war die letzte Möglichkeit live. Wäre in Ordnung gewesen, wenn Herr Faymann wirklich im Ausland gewesen wäre. Fair wäre gewesen (weil gleiche Voraussetzungen für alle 5 Parteichefs), wenn uns SPÖ mitgeteilt hätte, dass sich Reisepläne verändert haben und Herr Faymann doch in Wien ist.

der tueftler: wären nicht ganz allgemein bei interviews striktere regeln für die antworten wünschenswert, etwa mikro ausschalten bei zeitüberschreitung oder wenn völlig am thema vorbei geredet wird. wäre das nicht mal ein interessanteres formatß

Armin Wolf: Das Problem daran: wer definiert schon, dass es "völlig am Thema" vorbei ist? Da hat Herr Faymann sicher etwas andere Kriterien als ich. Und ein 50minütiges Gespräch, in dem 50x ein Pieps die Antwort stoppt - das wollen Sie auch nicht sehen, fürchte ich. Aber es ist schwierig ...

A. Tomaselli: Hallo Hr. Wolf merken Sie eigentlich einen Unterschied im Interviews in der ZiB 2 und in den Sommergeprächen z.B besser vorbereiteter Politiker wie sich Politiker geben..

Armin Wolf: Das Format der SG ist einfach schwieriger. Es ist schwer, eine Dramaturgie zu finden und wenn man nichts im Nachhinein kürzen kann, die richtige Themen-Gewichtung zu finden. Ist auch nicht immer gelungen. Die Politiker waren wie immer. Außer Herr Spindelegger, aber der hatte ja erstmals mit Red Bull gedopt, wie wir mittlerweile wissen...

in aller Freundschaft: Schätze Sie sehr. Aber was haben Sie sich dabei gedacht den BK mit dem Dritten Nationalratspräsidenten zu vergleichen. Haben Sie sich da zu einem hinkenden Vergleich hinreißen lassen?

Armin Wolf: Die SPÖ hat Herrn Graf zum Rücktritt aufgefordert, wegen "Wählertäuschung", weil er sich in mehreren Presseaussendungen als "Rechtsanwalt" bezeichnet hat, obwohl er nur Rechtsanwaltsanwärter ist. Herr Faymann hat mehrere offizielle Lebensläufe (Parlaments-HP, SPÖ-HP), in denen "Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaft" steht. Nach unseren Recherchen hat er keine einzige Jus-Prüfung abgelegt, er sprach gestern von einer. Weiß nicht, was Sie arbeiten, aber wenn sich jemand bei Ihnen bewirbt und in seinem Lebenslauf steht "Studium der ...", obwohl er keine (oder eine) Prüfung in dem Fach gemacht hat - wie würden Sie reagieren?

f18f9f7c-2d2c-4b29-86e4-83cd15625c8e: Was spräche dagegen dieses Format via Youtube zu übertragen ? Da gäbe es auch die Notwendige Zeit um wirklich in die Tiefe zu gehen.

Armin Wolf: Es hätte halt nur sehr wenige Zuseher. Und ich finde, so was wie "Aufklärung" braucht auch Publikum. Ich mache das ja nicht für mich. Da könnte ich auch Tagebuch schreiben...

tomkov: können Sie sich vorstellen für zb. eine woche mit Ihrer frau job zu tauschen und eine woman ausgabe heraus zu bringen?

Armin Wolf: Der ist gut. Aber nein, das kann meine Frau - wie so vieles - sehr viel besser als ich.

Birgit_Riegler: Glauben Sie, dass das "nicht antworten auf konkrete Fragen" eine österreichische Eigenheit ist, oder ein generelles Problem bei Interviews mit PolitikerInnen?

Armin Wolf: Da ist ein generelles Problem mit einer sehr österreichischen Ausprägung. Wäre das eine olympische Disziplin hätten wir Medaillen ohne Ende.

ModeratorIn: Wir bedanken uns sehr herzlich bei Armin Wolf fürs Chatten und bei den UserInnen für die vielen Fragen. Schönen Tag noch!

Armin Wolf: Vielen Dank für das Interesse. Die Zeit ist ähnlich schnell vergangen wie bei den Sommergesprächen. Freue mich aber sehr über die Diskussion - und dass Sie bei den SG zugeschaut haben. Ab morgen dann wieder ZiB2 - würde mich freuen, wenn Sie alle dabei sind. Schönen Nachmittag noch!