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Renee Schroeder
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER
Wien - "Wissenschafterin des Jahres", Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) als wirkliches Mitglied und nun mit dem Wittgenstein-Preis die höchst dotierte wissenschaftliche Auszeichnung Österreichs - das erste Halbjahr 2003 ist für die Biochemikerin Renee Schroeder höchst erfolgreich verlaufen. Dennoch kennt die Forscherin - wie sie selbst sagt - auch die "Glasdecken", an die man als Frau in der Wissenschaft stoßen kann.

Biographisches

Schroeders Lebenslauf beginnt exotisch: geboren am 18. Mai 1953 in Joao Monlevade (Brasilien). Ihr Vater, ein Luxemburger, war Elektrotechniker in der Stahlindustrie. Im Alter von 14 Jahren übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Bruck an der Mur (Steiermark). 1972 begann sie ein Biochemie-Studium an der Universität Wien, das sie 1981 mit dem Doktorat abschloss. Bereits in ihrer Dissertation entdeckte sie die Faszination der Ribonukleinsäure (RNA), die seither ihr Spezialforschungsbereich ist.

Nach mehrjährigen Aufenthalten in Frankreich und den USA wechselte sie 1986 als Assistentin ans Institut für Mikrobiologie und Genetik der Universität Wien. 1993 habilitierte sich Schroeder mit einer Arbeit über die Wechselwirkung von Antibiotika mit der RNA, seit 1995 ist sie außerordentliche Professorin an dem am Vienna Biocenter angesiedelten Institut.

Schroeder ist Mitglied der Bioethik-Kommission des Bundeskanzlers. Zudem ist sie gewähltes Mitglied der European Molecular Biology Organisation (EMBO) und seit dem Vorjahr korrespondierendes sowie seit heuer wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). 1984 wurde sie mit dem Theodor-Körner-Stiftungspreis für Wissenschaft und Kunst, 1992 mit dem "Sandoz-Forschungspreis für Biologie" ausgezeichnet. 2001 erhielt sie den von der Firma L'Oreal und der Unesco vergebenen "Special Honor Award für Frauen in der Wissenschaft".

Mittelmäßige Professoren und erfolgreiche Forscherinnen

Mit diesem Preis wurde speziell auch Schroeders Engagement im Mentoring-Programm für Frauen an der Uni Wien gewürdigt, das Nachwuchs-Wissenschafterinnen den Zugang zu Förderungen sowie zu formellen und informellen Netzwerken ermöglicht. Dieses Programm hält Schroeder gerade an ihrer Fakultät für sehr wichtig, da sie diese für "extrem frauenfeindlich" hält. Vor allem die "mittelmäßigen Professoren" würden erfolgreiche Forscherinnen nicht aushalten, "weil diese im Gegensatz zu den starken Leuten tatsächlich etwas zu verlieren haben".

Als Kommissionsvorsitzende für die Schaffung des neuen Studienzweiges "Molekulare Biologie" hat Schroeder einen wesentlichen Beitrag zur Erweiterung des Studienangebotes der Universität Wien geleistet. Besonders hat sie sich dabei für die Einbeziehung der Öffentlichkeitsarbeit als Studienschwerpunkt eingesetzt. Für ihr Engagement für die Verbesserung der Akzeptanz von Wissenschaft in der Gesellschaft wurde sie vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten als "Wissenschafterin des Jahres 2002" ausgezeichnet. (APA)