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Foto: APA/erdler

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Feiern, bis die Sohlen brennen - zunehmend auch in jüngerem Alter. Selbst Jugendliche kritisieren die Durchsetzung des Jugendschutzes an angesagten Plätzen.

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Wien - "Schlecht für dein Karma, schlecht für die Zukunft, schlecht für den Job - doch leider geil." Das Lied Leider geil von Deichkind ist in aller Ohren und Munde. Doch inwiefern spiegelt die Beziehung zwischen "leider" und "geil" auch die Einstellung der Jugendlichen wider?

Zu beobachten ist, das immer jüngere Jugendliche immer älter wirken und handeln wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es "immer einen Weg", sagt die 15-jährige Patrizia. Dass die Minderjährigen dabei Jugendschutzgesetze brechen, ist ihnen zwar bewusst, jedoch oft gleichgültig: "Diese Gesetze sind unnötig, weil es dadurch nur noch reizvoller wird", sagt eine weitere Jugendliche, auf das Thema angesprochen.

Andere finden die Jugendschutzbestimmungen "an sich sinnvoll, aber es mangelt an der Durchsetzung". Schülerausweise sowie Passkopien lassen sich leicht fälschen, auch Türsteher drücken öfter ein Auge zu - vor allem bei Mädchen. So wurde keinem der auf der Kärntner Straße befragten Jugendlichen je aufgrund seines Alters der Zutritt zu einem Club verweigert.

Man sieht immer mehr Zwölf- bis 13-Jährige, die Discos und andere Lokale das Nachtlebens in Wien besuchen. Das führt zu Beschwerden von einigen Sechzehnjährigen, welche selbst erst seit kurzem offiziell "fortgehen" dürfen.

Ist man erst einmal im Club drinnen, ist auch das Bestellen an der Bar kein großes Hindernis mehr. Alkohol wird oft auch an Jugendliche unter 16 Jahren ausgeschenkt. Anna und Alexandra antworteten auf die Frage, ob sie vor ihrem 16. Geburtstag bereits Alkohol getrunken hätten, ohne zu zögern mit "Ja".

Auch ein anderer befragter 16-Jähriger gibt an, seit über einem Jahr immer wieder fortzugehen und dabei Alkohol zu trinken. Geraucht habe er allerdings noch nie: "Fußballer rauchen nicht, nur Alkohol."

Auf die Frage, was seine Eltern über dieses Thema denken, meinte David, 16 Jahre alt: "Meine Mutter wusste, wo ich bin, fand es auch okay, solange ich keinen Alkohol trinke."

Klassische Ausrede

Falls sich die Eltern doch querstellen, kommt der Klassiker aller Ausreden zum Einsatz: bei Freunden zu übernachten. "In extremen Fällen schlafen wir auch in Parks oder bei irgendwem halt", schildert Julia (16).

Die Frage nach dem Warum können oft nicht einmal die Jugendlichen selbst beantworten. Als mitlaufendes "Gesellschaftsopfer" bezeichnet sich Anna (16), wenn man sie fragt, warum sie früher geraucht hat. "Weil es jeder macht" oder "weil es lustig ist" sind häufige Begründungen. (Mirjam Eisenstädter, Ines Erdler Sarah Hartmann, Lena Litsch*, DER STANDARD, 19.9.2012)