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Was ist die größte Geschichte aller Zeiten? Aus Sicht von Hollywood ist die Sache klar, denn so heißt ein Jesus-Film von George Stevens aus dem Jahr 1965, in dem Max von Sydow die Hauptrolle spielte. Aus Sicht gläubiger Muslime ist die größte Geschichte aller Zeiten sicher die ihres Propheten Mohammed, doch davon gibt es ungleich weniger Verfilmungen. Das hat einen einfachen Grund: Der Prophet ist den Muslimen schlicht zu heilig, als dass sie sich von ihm ein Bild machen wollten.

Globalhistorisch ist dem Islam dadurch ein Wettbewerbsnachteil entstanden. Einige wenige Male gab es Versuche, diesen Nachteil aufzuwiegen: Das prominenteste Beispiel ist der Film The Message (arabisch: Ar-Risala), in dem der aus Syrien stammende, in den USA lebende Sunnit Mustapha Akkad 1976 die islamische Frühgeschichte in einer internationalen Großproduktion mit letztlich entscheidender Unterstützung von Muammar al-Gaddafi auf episches Format brachte. Aus den besagten Gründen durfte Mohammed hier nicht selbst auftreten, es gilt also ein Prinzip indirekter Präsenz, er wird gewissermaßen in der Phase der allerfrühesten Rezeption gezeigt, allerdings auch dies unter dem Vorbehalt, dass selbst eine ganze Reihe der frühislamischen Figuren nicht gezeigt werden dürfen (entscheidende Schiedssprüche in diesen Fragen ergingen traditionell von der Azhar-Universität in Kairo).

Akkad wollte Mohammed ursprünglich persönlich auftreten lassen, entschied sich aber dann für ein indirektes Verfahren, das den Prophetenonkel Hamza in den Mittelpunkt stellte (in der internationalen Version gespielt von Anthony Quinn). Mohammed steht im Film zumeist dort, wo beim Drehen die Kamera steht – also auf einer filmtheoretisch wie theologisch komplexen Position. Der Freiburger Orientalist Werner Ende hat die Kontroversen um den Film in einem sehr lesenswerten Text ausführlich rekonstruiert.

In dem Animationsfilm The Last Prophet kommt das gleiche Verfahren zur Anwendung wie bei Akkad.

Auch hier ist der Prophet wieder nicht einfach außerhalb des Bildes, sondern dort, wo das Bild entsteht. Man sieht also, dass die Versuche, mit den bildskeptischen Traditionen im Islam konstruktiv umzugehen, eine interessante Form von Erzählung geschaffen haben: POV (point-of-view) dient hier gerade dazu, den Propheten der beschränkten Perspektive der Erdenmenschen zu entziehen.