Wien - Die Empfehlungen der Bioethikkommission für eine Zulassung von Eizellenspenden sowie die Freigabe der Präimplantationsdiagnostik (PID) ist sowohl auf Zustimmung als auch Ablehnung gestoßen. "Dass die Bioethikkommission die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik in bestimmten Fällen empfiehlt, begrüße ich ausdrücklich, betonte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in einer Aussendung. Positive Reaktionen kamen auch von den Grünen. Kirchennahe NGOs übten hingegen Kritik, auch Kardinal Christoph Schönborn sprach sich gegen Änderungen der Gesetzeslage aus.

Heinisch-Hosek erklärte zur Präimplantationsdiagnostik, sie halte die derzeitige Situation, "nämlich dass Frauen eine Schwangerschaft auf Probe zugemutet wird", für "untragbar". Erfreulich sei auch, dass sich die Kommission "ausdrücklich für die Öffnung der Fortpflanzungsmedizin für alleinstehende und lesbische Frauen ausspricht". Familie sei heute "eben viel mehr als Vater, Mutter, Kind", so die Ministerin. "Es wird Zeit, dass wir diese gesellschaftliche Realität anerkennen", meinte sie. Die Politik sei jetzt gefordert, den Empfehlungen zu folgen und die notwendigen gesetzlichen Schritte zu setzen.

Auch die Grünen zeigten sich erfreut: "Alle Frauen, egal wie sie leben, müssen das Recht haben, ihre Wünsche zu verwirklichen", sagte Familiensprecherin Daniela Musiol. Für sie verweigere die aktuelle Gesetzgebung nicht nur gleichgeschlechtlichen Paaren die Anerkennung als Familie, sondern verbiete auch heterosexuellen Frauen den Zugang zur medizinisch unterstützen Fortpflanzung, so ihre Kritik.

Kritik

Kritik kam unter anderem aus den Reihen der katholischen Kirche. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn erklärte, er plädiere dafür, an erste Stelle der Überlegungen das Kindeswohl zu setzen. Gehe es ernsthaft um das Kindeswohl, "muss man vom Recht des Kindes auf Vater und Mutter sprechen, das nicht von vornherein ausgehebelt werden darf und das Eizellspende aber auch Samenzellspende und IVF für gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Personen ausschließt."

Er verwies auf die Bedenken des Gesetzgebers, die diesen dazu gebracht hätten, "nicht alles Machbare in der Fortpflanzungsmedizin zuzulassen" - an diesen Bedenken hätte sich nichts geändert. "Ich hoffe, die Politiker nehmen diese Bedenken auch künftig ernst und halten den bestehenden gesetzlichen Schutz des Kindeswohls und der Menschenwürde aufrecht", so der Kardinal.

Embryo in vitro sei menschliches Leben

Auch der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) warnte in einer Aussendung vor den Auswirkungen, sollten bestehende Grenzen neu gezogen werden. "Auch der Embryo in vitro ist menschliches Leben, das geschützt werden muss", sagte KFÖ-Präsident Alfred Trendl. Kritik kam auch von der "aktion leben" und der Vereinigung Katholischer Ärzte Österreichs. (APA, 21.9.2012)