"Nach reiflichen Überlegungen" haben die Vorstandsmitglieder des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) bei ihrer Sitzung am Mittwoch einstimmig beschlossen, den Journalisten-Kollektivvertrag mit Jahresende 2012 zu kündigen.

"Im Hinblick auf die sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das nahende Ende des vierten Verhandlungsjahres sieht es der Vorstand des VÖZ als geboten an, die Branche und den journalistischen Nachwuchs nicht dem Risiko weiterer ergebnislos verstreichender Verhandlungsjahre auszusetzen", heißt es in einem Schreiben von VÖZ-Präsident Hans Gasser und Geschäftsführer Gerald Grünberger an die Journalistengewerkschaft. Gleichzeitig unterstreichen sie, dass der VÖZ nach einer beiderseitigen Unterzeichnung des neuen Kollektivvertrages vor dem 31. Dezember 2012 die Kündigungserklärung zurückzieht.

"Gemeinsam an einem Strang ziehen"

Gasser und Grünberger schließen sich der Auffassung der Journalistengewerkschaft an, die Franz C. Bauer Mitte September artikuliert hat, dass ein Konsens bei den Verhandlungen bis zum Jahresende möglich sei. "Der Abschluss der weit vorangeschrittenen Verhandlungen ist uns ein großes Anliegen. Ein neuer KV ist von essentieller Bedeutung für die Branche", heißt es in einer Aussendung des VÖZ. Der VÖZ appelliert an die Journalistengewerkschaft "im Interesse der jungen Journalisten gemeinsam an einem Strang zu ziehen" und die Kollektivertragsverhandlungen bis zum Jahresende abzuschließen.

STANDARD-Geschäftsführer Bergmann Verhandlungsführer

Aufseiten des VÖZ wurde STANDARD-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann zum neuen Verhandlungsführer bestellt. Der scheidende Verhandlungsleiter Hermann Petz unterstütze den Schritt der präventiven Kündigung und sagt: "Die Kündigung wirkt sich nicht auf bestehende Angestelltenverhältnisse aus." Der KV gelte aber ab Jänner 2013 nicht mehr für neu eintretende Journalisten.

VÖZ-Verhandlungsführer Bergmann: "Die Printmedien werden wegen der Umwälzungen in der Branche auch dann unter großem Druck stehen, wenn sich die Konjunktur verbessert. Mit der Kostenstruktur des jetzigen Kollektivvertrages, der immer noch 15 Gehälter hat, ist die Zukunft akut gefährdet. Das kann auch nicht im Interesse der Mitarbeiter sein. Da wir schon knapp vor einer Einigung standen, ist das Ziel eines Abschlusses bis Jahresende immer noch realistisch - wenn beide Seiten wollen, wir wollen jedenfalls." (red, derStandard.at, 27.9.2012)