München - Der Geschwister-Scholl-Preis geht in diesem Jahr an den Autor Jürgen Dehmers für sein Buch über sexuellen Missbrauch an der Odenwaldschule. Das teilte der Landesverein Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Donnerstag in München mit. Die Verleihung der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung findet am 26. November im Rahmen des Literaturfestes München statt.

Die neue Kuratorin des Festes, das vom 14. November bis 2. Dezember dauert, will die Besucher mitnehmen auf eine fantastische Reise ins Unbekannte - und in die Romantik. "Mein Motto heißt: Hinaus ins Ungewisse", sagte Autorin Thea Dorn. "Ich möchte Sie beim "forum:autoren" einladen, das Leben wieder als das zu entdecken, was es im Kern geblieben ist: ein unvorhersehbares, teils beglückendes, teils schmerzliches Abenteuer."

Dorn tritt die Nachfolge von Ilija Trojanow und Matthias Politycki an und kuratiert mit dem "forum:autoren" das Herzstück des Festivals. Dabei will sie die Themen der Romantik in den Vordergrund stellen und hat vor allem Autoren eingeladen, die sich nicht nur mit dem Hier und Jetzt auseinandersetzen. "Schriftsteller, Musiker, Philosophen sind heute noch Abenteurer des Geistes und des Herzens, kurz: Romantiker. Sie zeigen uns, dass es auch im 21. Jahrhundert mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt." Mehr als 100 Schriftsteller werden erwartet, darunter Martin Walser, Jenny Erpenbeck, Felicitas Hoppe und Christian Kracht.

Scholl-Preisträger Dehmers schreibt unter Pseudonym und hat seine Identität bislang geheim gehalten. In seinem Bericht "Wie laut soll ich denn noch schreien? Die Odenwaldschule und der sexuelle Missbrauch" schildert er präzise, was ihm und anderen Schülern angetan wurde, wie es in der Begründung zur Auszeichnung heißt. Die Jury wolle den Mut des Autors belohnen, das Schweigen durchbrochen zu haben. Der Autor, der sich bislang nicht öffentlich zu erkennen gegeben hat, will den Preis persönlich entgegennehmen. (APA, 27.9.2012)