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Sabine Breitwieser: Chefin des Museums der Moderne. 

Foto: APA/BARBARA GINDL

Den Blick von ihrem Büro auf den Skulpturengarten des Museum of Modern Art in New York (Moma) mit den Birken, Wasserbassins und den zwei riesigen Stahlskulpturen Richard Serras wird Sabine Breitwieser vermissen, sagt sie. Die Aussicht vom Mönchsberg - rechts die Festung, gegenüber der Kapuzinerberg - wird sie sicherlich entschädigen. Und wer die gebürtige Welserin kennt, darf davon ausgehen, dass Breitwieser nicht immer den Lift hinauf zu ihrer neuen Wirkungsstätte benützen wird.
Denn die 49-jährige Oberösterreicherin, verheiratet mit dem Fotografen Werner Kaligofsky, ist eine passionierte Wanderin, die es ebenso in die Berge zieht wie ihren Kollegen Martin Hochleitner, den neuen Direktor des Salzburg-Museums. Mit Breitwieser hat dieser nun im Museum der Moderne eine Mitstreiterin für Salzburgs Ausrichtung als internationalerer Schauplatz für Gegenwartskunst. Museen bewahren nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern würde auch die Sicht darauf vermitteln, sagte sie in einem Interview 2010. „Weil sich unser Blick auf die Vergangenheit ständig verändert", müssten sich Museen immer wieder Reformprozess unterziehen.
Dass österreichische Kunstschaffende kein Inseldasein geführt haben, sondern stets im Kontext führender Positionen arbeiteten, hat die erfahrene Kuratorin bereits Mitte der 1990er-Jahre in ihren Ausstellungen in der Generali Foundation betont: anspruchsvoll, aber mit stets hohem gesellschaftskritischem Potenzial.

16 Jahre (von 1991 bis 2007) leitete die Juristin die Geschicke des Hauses, das sie von Kunstvereinsgröße auf die einer Institution mit internationalem Renommée brachte. Viele US-amerikanische Künstler stellte sie hierzulande erstmalig vor (Gordon Matta-Clark, Martha Rosler, Adrian Piper u. a.), sie arbeitete Archive auf, präsentierte andere, wie Isa Genzken, lange bevor sie auf Biennalen allerorts gastierten. Österreicher wie Bruno Gironcoli, Franz West, Walter Pichler nahmen sehr früh wichtige Positionen in der Kollektion des Hauses ein; ein oft kopiertes Sammlungskonzept mit Fokus auf Südosteuropa und die USA.
Darüber hinaus war Breitwieser Co-Kuratorin der Internationalen Liverpool Biennial (2003/2004) und saß von 2003 bis 2008 im Universitätsrat der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wegen Umstrukturierungen im Generali-Konzern, die auch die Foundation betrafen, verließ Breitwieser 2007 " ihr Baby". Danach wirkte sie als internationale Kuratorin unter anderem am Macba in Barcelona und beim Steirischen Herbst (2009/2010). 

Anfang 2010 zählte sie zu den Favoritinnen für die Neubesetzung des Mumok und war ebenso für die Leitung der Londoner "Tate Modern" in der engeren Auswahl. Wenig später ereilte sie der Ruf ans Moma, als Chefkuratorin für Medien- und Performancekunst. Für dezidiert politische Kunst machte sie sich auch dort stark. Dieses Frühjahr erhielt sie den von Yoko Ono gestifteten "Courage Award for the Arts", da sie sie eine Lesung der Verhörprotokolle aus Guantanamo im Atrium des Museums organisiert hatte.

Die drei Jahre Moma seien "eine tolle Erfahrung" gewesen, bis Ende November will sie noch eine Reihe an Projekten abschließen, unter anderem die Vorbereitung einer Isa Genzken-Retrospektive und eine Performance-Installation von Martha Rosler. Aber "ein Haus inhaltlich von allen Aspekten her zu gestalten und zu leiten, das liegt mir besonders". (Anne Katrin Feßler, Langfassung, DER STANDARD, 28.9.2012)