"Es regnet auf nassen Boden", sagen die Spanier, wenn es noch schlimmer kommt. Am Donnerstag war der Satz in aller Munde. Der Haushalt für 2013 geht in die gleiche Richtung wie jene der letzten beiden Jahre. Es wird gespart ohne Rücksicht auf Verluste. So will es Brüssel - oder besser gesagt, der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble - und so setzt es Ministerpräsident Rajoy brav um. Würde es helfen, würden die Spanier dies sicher mit viel Murren und Zähneknirschen hinnehmen. Nur es funktioniert halt nicht. Und das führt zu Unmut und Protesten.

Spanien versinkt in der Rezession. Die Arbeitslosigkeit hört nicht auf zu steigen. Der Staat, der vor der Krise wesentlich weniger verschuldet war als Lehrmeister Deutschland, droht unter der hohen Zinslast zusammenzubrechen. Alle Programme aus Brüssel lassen auf sich warten. Eine Direktfinanzierung der angeschlagenen Banken ist genauso Zukunftsmusik wie der versprochene Aufkauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank oder ein großer Wachstumspakt.

Europa versagt auf ganzer Linie. Die Disziplin, mit der sich der Süden totspart, grenzt schon an Selbstkasteiung. Wer glaubt, dass dies der Weg aus der Krise ist, irrt. Es ist nur eine Frage von sehr wenig Zeit, bis die Rezession auch den Oberlehrer Deutschland sowie dessen treues Gefolge von Österreich bis nach Skandinavien erreicht. Doch dann ist es zum Umdenken wahrscheinlich zu spät. (Reiner Wandler, DER STANDARD, 28.9.2012)