Online- Kunsthandel: Ab 2013 sind wöchentliche Auktionen geplant, der Fokus von "Auctionata" liegt jedoch auf dem Shop- Geschäft. Alle Objekte werden von Experten geprüft und haben eine 25 Jahre währende Echtheitsgarantie.

Foto: Auctionata

Dieser Tage setzt Alexander Zacke mit "Auctionata" vom Berliner Kurfürstendamm aus zu einem regelrechten Eroberungsfeldzug an, unterstützt von Investoren (u. a. HV Holtzbrinck Ventures Fund IV, 21,61 %) und "Business Angels" (Auctionata Zukunftsanstalt, 27,95 %), mit 49 Mitarbeitern sowie in Begleitung von rund 200 Experten aus den verschiedensten Kunst- und Sammelsparten, etwa auch 13 Spezialisten aus Österreich, in einer Bandbreite von Architektur-Souvenirs (Thomas Seipt) bis zu Zeitgenössischer Kunst (Henriette Horny).

Warum Berlin und nicht Wien? Weil es bei E-Commerce neben London als europäisches "Valley" gelte und London schlicht zu teuer sei, erläutert der 46-Jährige. Neben geplanten wöchentlichen Online-Auktionen - eine in Bratislava entwickelte und patentierte Software dient als Geheimwaffe - liege der Fokus von Auctionata ganz klar auf dem Shop-Geschäft.

Derzeit offeriert man dort etwa 1600 Objekte, bis Ende des Jahres peilt man 10.000 an. Kunsthandel via Ebay war gestern, Auctionata gehört quasi die Zukunft.

"Best of" Familie Zacke

Einen gewissen "business sense" kann man der in der Kunstbranche seit Jahrzehnten aktiven Familie Zacke gar nicht streitig machen. Selbst wenn das eine oder andere Modell Nebengeräusche verursachte, an die sich Betroffene nicht immer gerne erinnern. Etwa Asiatika-Sammler, deren Erwerbungen in der Galerie von Mutter Irene sich Jahre später - elegant formuliert - bisweilen als Fehlkäufe entpuppten. Der eine oder andere Fall beschäftigte die Medien, ebenso Gerichte. Auch beim größten Asiatika-Skandal in der Geschichte des heimischen Kunstmarktes spielten Mitglieder der Familie eine Rolle.

Im April 1997 hatte Irene Zacke via ORF schwere Vorwürfe gegen das Dorotheum erhoben, dort würden falsch zugeschriebene Objekte versteigert. Die amtierenden Experten (Vater und Sohn Nauert) wurden suspendiert und die Sparte eingestellt. Dabei hätten interne Untersuchungen Beispielhaftes zutage befördern können, etwa, dass ausgerechnet einer der von Zacke beanstandeten Buddha-Köpfe bereits 1995 eingebracht worden war, konkret von der Galerie Zacke selbst, wie das Dorotheum damals auf Anfrage bestätigte.

Weitere Details gab das Auktionshaus nie bekannt, wohl aus gutem Grund: Von 1990 bis 1994 hatte Alexander Zacke ebendort als Asiatika-Experte fungiert und dem Vernehmen nach in einem Umfang Ware akquiriert, dass diese teils noch Jahre später zur Versteigerung kam. Das Problem: Man hatte den Einbringern (u. a. auch der Galerie Zacke) auf Basis der Schätzung des Experten Vorschüsse gewährt, aber nicht alle Objekte konnten auch verkauft werden und lagerten fortan in den Kellern des Palais.

Zu diesem Zeitpunkt waren Alexander und seine Ehefrau Susanne längst mit einem neuen Geschäftsmodell beschäftigt: Mit "Kunst-per-Katalog" war das " Kunsthaus Zacke" innerhalb von vier Jahren mit 7000 Versandkunden zum größten, weil gemäß eigener Angaben umsatzstärksten privaten Kunsthandel Österreichs avanciert. Anfang 1998 endete diese Episode mit der Eröffnung des Konkursverfahrens (10 S 46/98h, BG Mödling), einige Jahre später sollte auch Mutter Irene in finanzielle Turbulenzen (13 S 11/03b, BG Josefstadt) geraten.

Alexander und Susanne fanden derweilen auf dem virtuellen Kunstmarkt eine neue Heimat. Innert kürzester Zeit erwarben sie - dem Nickname " muederjoe" regelrecht zum Trotz - bei Ebay den "PowerSeller"-Status und hielten Seminare an der Ebay-University. Die Beurteilungen der Käufer waren durchwegs positiv, vor allem der professionellen Abwicklung wegen. Von dort war es nur mehr ein kleiner Weg zur neuen Idee, zum Online-Kunsthandel, 25 Jahren Echtheitsgarantie inklusive.

"In den vergangenen sechs Monaten hat unser Expertenteam etwa 115.000 Objekte mit einem Schätzwertvolumen von mehr als 22 Millionen Euro bearbeitet", gewährt Alexander Zacke aktuellen Einblick. Die auf der Website angeführten Auktionshäuser (u. a. Berlin, München, Hamburg) sind, wie er erklärt, keine Niederlassungen im realen Sinne, sondern Suchmaschinen-optimierte "Landungsseiten", entsprechend "der am häufigsten verwendeten Stichworte der Besucher unserer Website". Ebendort findet sich etwa ein "Best of" titulierter "Zusammenschnitt der besten Szenen aus unseren letzten Online-Saalauktionen": "Eine Webmontage", gesteht Zacke ein, basierend auf 17 bislang abgehaltenen Testversteigerungen (Umsatz 250.000 Euro). Auktionator Fabian Markus würde auch künftig als solcher fungieren, bei den anderen Darstellern (u. a. Notar, Sensale) handle es sich um Schauspieler, nicht um Mitarbeiter. "Auctionata - So versteigert man heute" lautet der Slogan, am 7. Dezember 2012 dann erstmals in Echtzeit, vom Studio am Berliner Kurfürstendamm aus in die ganze Welt. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 29./30.9.2012)