Nick Talbot von der britischen Band Gravenhurst ist einer der 120 Acts, die beim Waves Festival auftreten.

Foto: Lucy Johnston / warp records

Wien - Kann eine Band schlecht sein, die einen Song von Hüsker Dü covert? Diese rhetorische Frage stellt sich angesichts der britischen Band Gravenhurst. Deren Hauptdarsteller heißt Nick Talbot, und er wird bei dem am Donnerstag beginnenden Waves Festival in Wien auftreten. Mit Gravenhurst hat er einst Diane von Hüsker Dü gecovert, und Fans und Elefantenmütter merken sich derlei natürlich wohlwollend.

Gravenhurst ist eine der wenigen Gitarrenbands des britischen Labels Warp, das die Welt sonst mit elaborierter elektronischer Musik versorgt. Aus diesem Segment kommt auch ein Gutteil des Programms des Waves Festivals in Wien: aus dem Indie-Rock und der Elektronik.

Erstmals im Vorjahr ausgetragen, möchte Waves ein gemütliches Club-Festival sein, das sich auch für Bands aus Osteuropa interessiert, was sich im Programm zart niederschlägt, etwa mit der polnischen Club-Formation Novika & Lex, die am Donnerstag in der Pratersauna zu hören sein wird.

Die Austragungsorte des Waves liegen entlang des Donaukanals sowie in diversen Lokalen und Clubs des zweiten Bezirks.

An die 120 Auftretende, Acts und Teilnehmer listet die Homepage des Festivals auf. Große Namen sucht man vergeblich, mit den britischen The Wedding Present oder den schwedischen The Soundtrack Of Our Lives bietet man gepflegte Altspatzen, der große Rest kommt aus einer Liga, die abseits dieses Festivals in den kleineren Clubs auftreten würde.

Das ist nichts Schlechtes, denn Waves will ja zum Entdecken einladen. Insofern ist es mit der entworfenen Flaniermeile vom Flex bis in die Pratersauna gut angelegt - am Weg von A nach B lässt man sich am besten in die diversen Konzertlocations verwehen, um zu schauen, was ist.

Parallel zu den Konzerten findet dieses Jahr wieder ein prominent besetzter Theorieteil statt, der sich den Rahmenbedingungen widmet, innerhalb deren heute (Independent-)Musik produziert und vermarktet wird.

Eröffnet wird das Festival im Gartenbaukino. Dort wird der Musikfilm Shut Up and Play the Hits gezeigt, der die New Yorker Band LCD Soundsystem und deren Mastermind James Murphy rund um ihr Abschiedskonzert begleitet hat. Zyniker behaupten ja, besser wird's dann nimmer, aber das wird ja wohl nicht wahr sein. (Karl Fluch, DER STANDARD, 3.10.2012)