Belgrad - Die in Belgrad für den kommenden Samstag einberufene Regenbogenparade wird laut Medienberichten vom Dienstag wie im Vorjahr von den Behörden verboten werden. Das Innenministerium habe am Montagabend beschlossen, die Homosexuellenparade aus Sicherheitsgründen zu untersagen, berichtete die Tageszeitung "Danas" am Dienstag. Laut dem Boulevardblatt "Blic" würden Informationen der Sicherheitsdienste darauf hinweisen, dass bestimmte Extremistengruppen Krawalle auch bei einer für den Mittwochabend geplanten Ausstellung vorbereiten würden.

Fotoausstellung empört ebenfalls

Die serbische Polizei hat hohe Sicherheitsmaßnahmen im Stadtzentrum wegen der Eröffnung der Ausstellung unternommen. Dabei geht es um Werke der schwedischen Fotografin Elisabeth Ohlson Wallin aus dem Jahre 1998. Die Ausstellung enthält zwölf Fotografien, die Jesus zusammen mit Homosexuellen darstellen und sich an bekannte Darstellungen der bildenden Kunst anlehnen. Die Ausstellung soll in den Räumlichkeiten des Belgrader Zentrums für Kulturelle Dekontamination anlässlich der laufenden "Pride Week" eröffnet werden und somit zum ersten Mal in einem Westbalkanland gezeigt werden.

Dacic verweist auf Sicherheitsrisiko

Die VeranstalterInnen der Gaypride wurden bis Dienstag über ihr eventuelles Verbot offiziell noch nicht benachrichtigt. Der Ministerpräsident und Innenminister Ivica Dacic erklärte am Montag jedoch, dass die Parade aus Sicherheitsgründen untersagt werden dürfte. Dacic hatte im Vorjahr aus demselben Grund bereits einmal die Parade und die für denselben Tag geplanten Proteste ultranationalistischer Gruppen und Fußballfans untersagt. Im Jahre 2010 war eine erste Homosexuellenparade unter starkem Polizeieinsatz abgehalten worden. Im erweiterten Stadtzentrum war es gleichzeitig zu heftigen Krawallen extremistischer Gruppen gekommen.

Kritik von Menschenrechtsbeauftragter

Die Entscheidung des Innenministeriums wurde von der serbischen Menschenrechtsbeauftragten Nevena Petrusic kritisiert. Dies zeuge von der mangelnden Bereitschaft des Staates, das Verfassungsrecht auf friedliche Versammlungs- und Redefreiheit zu schützen, sagte Petrusic. Das Verbot zeige gleichzeitig auch das hohe Maß an Homophobie in Serbien. Ebenso sei zu sehen, wie wenig in den letzten Jahren zur Förderung der Rechtstaatlichkeit, der Friedens- und der Toleranzkultur getan worden sei. (APA, 4.10.2012)