Am 20. November gastieren Why? in der Wiener Arena.

Foto: City Slang

Auf die Frage "Warum?" bekommt man selten eine gescheite Antwort. Schließlich leben wir in einer Welt, in der es meistens reicht, wenn jemand etwas behauptet. Eine Argumentation hinter einer Behauptung wird kaum eingefordert, abstoßendstes Beispiel ist diesbezüglich die Politik. So betrachtet, ist es schon ein subversiver Akt, eine Band Why? zu nennen. Warum wollen die wissen, warum, könnte man sich da fragen, um unsere kleine Welt gleich noch ein wenig komplizierter zu machen. Und natürlich warten Why? nicht mit den Antworten auf. Warum auch?

Denn Why? besteht natürlich aus Exzentrikern. Gegründet wurde die Band von Jonathan Wolf in den frühen Nullerjahren. Wolf dachte Indie-Rock, Folk und Hip-Hop zusammen. Nun ist das nicht neu, wenn man sich etwa Beck in Erinnerung ruft, der gut zehn Jahre davor mit genau jener Mischung weltberühmt wurde. Doch Wolf veröffentlichte auf dem Label Anticon, einer Keimzelle für gegen den Strich gedachter Musik, gerade was Hip-Hop betrifft.

Nachdem er bei den letzten Why?-Alben Hip-Hop weitgehend ausgeblendet hatte, setzt er ihn auf "Mumps Etc." nun wieder verstärkt ein. Wobei das im Falle von Why? kein Machogebell über dicke Autos, volle Hosen und nacktes Fleisch bedeutet. Gut, beim nackten Fleisch drückt Wolf ein Auge zu, nicht nur Homeboys haben oder wollen Sex.

Wenn Why? Hip-Hop einbeziehen, bedeutet das, dass ihr ansonsten meist akustisch gehaltener Folk einen leicht taumelnden Groove bekommt. So einen Es-ist-vier-Uhr-morgens-und-ich-wollte-noch,-könnt'-ich-noch-Flow. Und zwar ohne das aufdringliche Augenzwinkern des erwähnten Beck, sondern in einer Stimmungslage, die naturfies wirkt: zehn Jahre Sodbrand, und was das aus einem macht. So in der Art.

Wolfs Sprechgesang verstärkt diesen Eindruck; es ist ein kunstvoll dilettantischer Rap. Immerhin versteht man so wenigstens, worüber er sinniert. Neben den einnehmend-stolpernden Songs reicht das Quartett aus Kalifornien auch noch üppiger instrumentierte Liedchen. Da tauchen Bläser auf, die einen entfernt an Beirut minus Fadgas erinnern, oder Wolf legt einen Zwischensprint ein und klingt auf "Sod in the Seed" wie ein Geheimagent in zerrissenen Jeans und durchgelatschten Sneakers. Die gibt's nicht? Natürlich nicht.

In dem ob seiner Formelhaftigkeit zum Erbrechen erstarrten Indie-Universum gehören Why? zu den wenigen erträglichen Ausnahmen. Seltsame Querdenker mit seltsamen Texten und seltsamer Musik. Undgottseidanknichtausbrooklyn!

Am 20. November sind Why? in der Wiener Arena zu erleben, wenn sie nicht von Mumps oder einer anderen Kinderkrankheit davon abgehalten werden. (Karl Fluch, Rondo, DER STANDARD, 5.10.2012)

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