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MPAA-CEO Dodd will mit Google und Co. an den Verhandlungstisch.

Foto: AP

Chris Dood, seit März 2011 Chef der Motion Picture Association of America (MPAA), hat die Gesetzesvorhaben SOPA und PIPA für gescheitert erklärt. "Sie sind tot und kommen auch nicht wieder", sagte der CEO jenes Verbandes, in dem sich zahlreiche Größen der US-Filmindustrie organisieren, gegenüber Journalisten im Commonwealth Club. Das berichtet ArsTechnica. Nun soll ein "Six Strikes"-Versuch Abhilfe schaffen.

Keine neuen Ambitionen

Offiziell sind die beiden Gesetze, der "Stop Online Piracy Act" und der "Protect Intellectual Property Act", die drastische Maßnahmen im Kampf gegen Urheberrechtsverstöße im Internet einfphren sollten, nur auf Eis gelegt. Dodd rechnet aber nicht damit, dass die Entwürfe je wieder aktuell werden und findet dies mittlerweile auch gut so. Seitens der MPAA sollen keine weiteren Bemühungen in diese Richtung mehr folgen.

Reden statt kämpfen

Stattdessen sieht er die Lösung darin, Gespräche mit Gegnern der Entwürfe und Unternehmen der Tech-Industrie zu führen. Dabei bemängelt er fehlende Einigkeit in seinem Verband. "Fast jedes Studio, mit dem ich gearbeitet habe, hat ein Distributionsagreement mit Google. Wir haben diese Diskussion so zerstückelt, dass wir uns gemeinsam nicht weiterbewegen."

Acht Millionen Mails in zwei Tagen

Im Scheitern von SOPA und PIPA sieht Dodd ein "transformierendes Ereignis". Alleine in zwei Tagen wurden zahlreiche Senatoren von mehr als acht Millionen E-Mails überschwemmt und versagten den Gesetzen schließlich ihre Zustimmung. Auch große Player wie Google oder Facebook oder Amazon sprachen sich gegen die Vorhaben aus und haben mittlerweile mit der "Internet Association" eine eigene Lobbying-Organisation ins Leben gerufen.

Kritik am Protest, Lob für Google-Neuerung

Dodd kritisiert in dem Zusammenhang, dass der Protest bisweilen über die Stränge geschlagen war und kritisiert Zensurvorwürfe und damit im Zusammenhang stehende Aktionen wie der schwarze Balken, den etwa Google temporär über sein Logo gelegt hatte. Ebenso sieht er in der Filterung von DNS-Adressen einen alltäglichen Vorgang, der naturgemäß vorsichtig durchgeführt werden muss.

Lob bekam der Suchriese für seine Algorithmusänderung. Seiten, die besonders häufig von Urheberrechtsbeschwerden getroffen werden, werden seit einiger Zeit bei den Suchergebnissen zurückgereiht.

Neue Hoffnung: "Six Strikes"

In den USA versuchen sich die Internetprovider und die Entertainmentindustrie bald an einem "Six Strikes"-Experiment. Dieses sieht vor, dass die Rechteinhaber im Netz nach Verstößen fanden und im Zuge dessen aufgespürte IPs sammeln und an die ISPs übermitteln. Diese wiederum geben an den Inhaber des betreffenden Anschlusses eine Warnmeldung, genannt "Copyright Alert" weiter, aber keine Daten über ihn heraus.

"Erzieherische" Maßnahmen

Dies bleibt bis zur fünften oder sechsten Verwarnung folgenlos, ab dann greift eine Selbstverpflichtung des Providers, "erzieherische Maßnahmen" zu ergreifen. Diese erfolgt nach dem Ermessen des ISP und kann beispielsweise eine Reduktion der Zugangsbandbreite oder eine permanent vorgeschaltete Landing-Page bedeuten, bis der betreffende User ein klärendes Telefongespräch mit dem Anbieter führt.

Notorisch Unbelehrbare können immer noch vor Gericht gebracht werden, jedoch nur wenn selbiges zuvor die Herausgabe ihrer Daten anordnet. Das "Six Strikes"-Modell an sich basiert auf einer freiwilligen Vereinbarung und existiert nicht in Gesetzesform. (red, derStandard.at, 06.10.2012)