Am Montag nannten die Kremser in der Altstadt Reinhard Resch bereits "Bürgermeister", tags zuvor holten die Roten erstmals seit 1950 die meisten Stimmen in der Statutarstadt.

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Krems - "Gratuliere, Herr Bürgermeister", sagt ein Passant in der Kremser Fußgängerzone und schüttelt einem gelösten Reinhard Resch (SP) die Hand. Resch ist zwar genau genommen noch nicht Bürgermeister der Statutarstadt, damit nehmen es die Kremser am Montag aber nicht so genau. Die SP erhielt am Sonntag nach vorläufigem Wahlergebnis zwar nur einen Hauch mehr Stimmen als 2007, kam aber auf 16 Mandate, und diese reichten - anders als vor fünf Jahren - dafür, stimmenstärkste Partei zu sein. Das erste Mal seit 1950.

Zwar war ein knappes Resultat erwartet worden, wie viel die VP verlor, überraschte dann aber doch: Ein Minus von 10,1 Prozent fuhr Inge Rinke ein, ihre Partei hält nur mehr 15 Mandate. Rinke, seit November 2007 Ortschefin, hat noch am Wahlabend ihren Rücktritt angeboten. Die Kremser Volkspartei erteilte dem bisherigen Vizebürgermeister Wolfgang Derler "das volle Mandat für die künftigen Entscheidungen" in der Partei und in der Gemeinderatsfraktion.

Was Rinke so geschadet hat, dar in sind sich in der Kremser Altstadt alle einig: die Einführung der grünen Parkzone - einer gebührenpflichtigen Zone rund um die Innenstadt, wo Dauerparken zwar erlaubt, aber seit über einem Jahr kostenpflichtig ist.

"Deshalb haben ihr die Geschäftsleute die Gefolgschaft aufgekündigt", meint Bruno Stummer, der Montagvormittag in einer Kaffeehausrunde das Wahlergebnis bespricht. Für den Satz "Die Parkplatzmisere war der Hauptgrund" erhält der 66-Jährige zustimmendes Nicken seiner Gesprächspartner. "Das ist bei uns wie in Wien", erregt sich eine Dame kopfschüttelnd. Auch Lisa Flicker, Mitarbeiterin der Bäckerei Schmidl, meint, dass "die grüne Zone" Rinke die Sympathie der Kremser gekostet hat.

Geringe Wahlbeteiligung

Eine Angestellte aus Krems-Stein hofft, dass bald ein "frischer Wind" durch die Stadt weht. Die geringe Wahlbeteiligung - nur 62,6 Prozent der rund 23.000 Wahlberechtigten gingen zur Wahl - sieht die junge Frau positiv. "Vielleicht war's so besser fürs Ergebnis", sagt sie.

Einem Pensionisten tut Rinke leid. "Sie hat es wirklich ehrlich für Krems gemeint", sagt der Mann aus einem Nachbarort. Die Ortschefin habe die Unterstützung aus den eigenen Reihen aber nicht gehabt. "Weil sie eine Frau ist und weil sie Akademikerin ist", meint er.

Von der Landes-VP hieß es, es sei die "erwartet knappe Entscheidung in Krems" geworden, wie Landesgeschäftsführer Gerhard Karner ausführte. Jetzt gelte es, Gespräche im Sinne der Stadt zu führen.

SP-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter gratulierte dagegen zum "Riesenerfolg". Auch SP-Landesvorsitzender Josef Leitner sprach von einem "sensationellen Wahlerfolg". Resch will nun mit allen Parteien verhandeln. In den Gemeinderat ziehen auch die Freiheitlichen (drei Mandate) ein sowie die Kommunisten und Linkssozialisten (KLS), die Grünen und die Unabhängigen Bürger für Krems (UBK) mit jeweils zwei Mandaten. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 9.10.2012)