Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass Mitt Romney starke Worte zur amerikanischen Außenpolitik findet. Und immer ist von einem "neuen amerikanischen Jahrhundert" die Rede - eine Phrase, die schon die Neokonservativen und ihr Präsident George W. Bush gern und oft gebraucht haben. Daraus ist außenpolitisch für die USA nichts Gutes erwachsen. Und auch Romneys scharfkantige Visionen versprechen nicht viel anderes.

Da ist zum Beispiel die Idee, die syrische Opposition mit schweren Waffen zu versorgen. Das hat schon einmal in Afghanistan wunderbar geklappt, als die Amerikaner die Taliban in den 1980er-Jahren mit Stinger-Flugabwehrraketen ausstatteten, die diese bei der Intervention 2001 prompt gegen US-Kampfjets einsetzten. Von einer ähnlichen Entwicklung ist in Syrien auszugehen. Ganz abgesehen davon, dass sich Israel - Romney warf Präsident Barack Obama zuletzt übrigens immer wieder vor, einen treuen Alliierten gegen den Iran im Stich zu lassen - dafür bedanken würde, gerieten massenweise moderne Waffen in die Hände von unkontrollierbaren Verbänden an seiner Grenze.

Das mag Romney, der außenpolitische Falke im Tiefflug, bedacht haben oder nicht. Tatsache ist, dass ihn solche naiven, vor allem für die Heimatfront gedachten Ansichten zu einer ernsten Gefahr machen, sollte er tatsächlich im Landeanflug auf das Weiße Haus sein. Und das ist nach den neuesten Umfragen wahrscheinlicher geworden. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 10.10.2012)