Die Kernzone und die derzeitige Außenzone des Verkehrsverbunds Ostregion (VOR).

Grafik: Der Standard

St. Pölten / Wien - Nicht nur am Wiener Stadtrand, auch in Niederösterreich sind die Park-& Ride-Anlagen seit Ausweitung der Parkpickerlzone in der Bundeshauptstadt vollgeparkt. Der Badener Bürgermeister Kurt Staska (VP) schlug am Mittwoch Alarm: Die Anlage in seiner Stadt platze aus allen Nähten, deshalb würden Anrainerstellplätze verparkt.

Doch auch die beiden Landeshauptmänner haben einander in Sachen Parken einiges auszurichten. Michael Häupl (SP) hat am Mittwoch Kritik, dass Wien Pendler aussperren wolle im Gespräch mit der APA zurück gewiesen: "Wir wollen Menschen, die zu uns kommen, um zu arbeiten, nicht vertreiben", versicherte er.

Und er stellte auch in Richtung seiner grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou klar: Von einer großräumigen weiteren Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung halte er nichts. Vassilakou hatte in der Vorwoche einewienweite Kurzparkzone vorgeschlagen. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) hatte die Idee, die Pickerl-Zonen noch einmal zu erweitern, einen "unfreundlichen Akt" genannt. Laut Häupl ist die Maßnahme aber keinesfalls als solcher gedacht.

Derweil gibt es auch Überlegungen, wie die Situation für die Pendler erleichtert werden könnte. Die Grünen in Wien und Niederösterreich und die niederösterreichische SP fordern zusätzlich eine Vereinfachung und damit Verbilligung der Öffi-Tarife.

Größere Kernzone

Die Wiener Grünen würden die Kernzone des Verkehrsverbunds Ostregion (VOR) bis in die erste Außenzone ausweiten. "Wie weit ist verhandelbar, aber es lägen zum Beispiel Gemeinden wie Schwechat, Bisamberg, Korneuburg, Gerasdorf oder Klosterneuburg in der günstigsten Zone", sagt Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. "Dann wären wir natürlich auch bereit, dort gemeinsam mit Niederösterreich Park-&-Ride-Anlagen zu finanzieren". Nachsatz: "Dann müssten die ÖBB aber auch den Takt der Pendlerzüge auf 15 Minuten verkürzen."

Die SP Niederösterreich fordert die Vergrößerung der VOR-Kernzone seit Jahren, wie Verkehrssprecher Gerhard Razborcan sagt. Ein Ausbau der Parkplätze allein könne das Problem nämlich unmöglich lösen: "Es gibt 32.000 Stellplätze in den Park-&Ride-Anlagen, aber 180.000 Pendler, die nach Wien und zurück pendeln."

Beim Verkehrsverbund Ostregion heißt es dazu, eine Ausweitung der Kernzone sei bei der Tarifreform, die 2013 umgesetzt werden soll, kein Thema. Im Gegenteil: Es werden mehr Zonen, erfuhr der STANDARD aus der Abteilung Kommunikation. Demnach entsteht ein Modell, dass eine Verkleinerung der Tarifzonen außerhalb Wiens vorsieht. Dementsprechend verringern soll sich auch der Preis pro Zone. Wer derzeit knapp hinter der Stadtgrenze wohnt, kommt dann mit einem billigeren Ticket nach Wien. Das Ganze soll Pendler nicht teurer kommen, Negativfolgen könnten in Einzelfällen aber nicht ganz ausgeschlossen werden, hieß es beim VOR.

Ticket nach Wiener Vorbild

Bei den niederösterreichischen Grünen geht der Wunsch nach einem einheitlichen Öffi-Ticket noch weiter: Deren Chefin Madeleine Petrovic fordert die Einführung eines Niederösterreich-Tickets zum Preis von 365 Euro nach Vorbild der Jahreskarte der Wiener Linien. Außerdem könnte um zirka 500 Euro ein Ticket geschaffen werden, dass für die gesamte Ostregion Wien, Niederösterreich und Burgenland gelten würde. Davon hält die VP nichts: Die Grünen sollten nicht "das Blaue vom Himmel versprechen". Man setze auf streckenabhängige Jahreskartentarife. (Bettina Fernsebner-Kokert/Gudrun Springer, DER STANDARD, 11.10.2012)