Zwei Jahre wurde verhandelt, jetzt ist es fix: Das Denkmal für die Wehrmachtsdeserteure soll auf dem Wiener Ballhausplatz gleich neben dem Bundeskanzleramt ab 2013 Platz finden. Für österreichische Verhältnisse ist schon die Standort-Festlegung ein historischer Erfolg. Anders als in Deutschland, wo es etwa 30 solcher Mahnmale gibt, wäre das Wiener Vorhaben mehr als 60 Jahre nach Kriegsende das erste in ganz Österreich. Auch wenn die Deserteure seit 2009 rehabilitiert sind, im öffentlichen Bewusstsein ist das noch nicht angekommen.

Was soll man in einem Staat erwarten, der lange an der Rolle als erstes Opfer Hitlerdeutschlands festgehalten hat? Von einer Politik, die den heimkehrenden Soldaten erklärte, sie hätten bloß ihre Pflicht erfüllt? Von einer Gesellschaft, die allerorts Heldendenkmäler errichten ließ? Daraus resultieren Altlasten, die allzu lange mitgeschleppt werden. Selbst heute sind Kasernen nach Wehrmachtsoffizieren benannt. Ihre Gräber werden mit staatlichen Mitteln gepflegt, während jüdische Friedhöfe verfallen. Bei der Pensionsversicherung wird - historisch unhaltbar - Wehrmacht und Waffen-SS gleichgesetzt - zwecks Anspruchsberechtigung.

Dass man am Nationalfeiertag erstmals keine Kränze vor der Statue eines Nazi-Bildhauers in der Krypta am Heldenplatz niederlegt, ist ein Zeichen dafür, aus falschen Traditionen ausbrechen zu wollen. Das neue Denkmal ist eine manifeste Art geschichtlicher Richtigstellung. (Peter Mayr, DER STANDARD, 13./14.10.2012)