Große Genugtuung, aber auch Sorge muss Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy am sonntäglichen Wahlabend empfunden haben: Da landet seine konservative Volkspartei (PP) einen Überraschungserfolg in seiner Heimatregion Galicien - was natürlich postwendend als Bestätigung für den unbeliebten Sparkurs gefeiert und mit entsprechender Rhetorik Richtung Brüssel verkündet wird. Doch die Freude über Galicien wird durch die Signale aus dem Baskenland erheblich getrübt.

In Euskadi machen nämlich die Separatisten und Nationalisten Ernst mit ihrer Ankündigung, sich vom Terror zu verabschieden und ihre Ziele nun mit politischen Mitteln erreichen zu wollen. Der Erfolg gibt ihnen recht: Die gemäßigten Nationalisten von PNV/EAJ und das Parteienbündnis EH Bildu sind nun das neue Kraftzentrum in der Region. Doch auch die Forderung aus Barcelona nach Unabhängigkeit für Katalonien wird schon sehr bald unüberhörbar sein: Dort werden nämlich schon am 25. November vorgezogene Regionalwahlen abgehalten.

Die Zeichen stehen auf Sturm - oder kündigen zumindest starken Wind an, der schon bald der Zentralregierung in Madrid entgegenblasen dürfte. Rajoy weiß nur zu gut, dass eine Aufspaltung des Landes die Wirtschaftslage Spaniens noch massiv verschlimmern würde. Es ist zu vermuten, dass auch die Separatisten das wissen. Und genau hier sehen sie ihr politisches Kapital, das sie nun einsetzen wollen. (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 23.10.2012)