Der Präsident gab den spitzzüngigen außenpolitischen Champion. Sein Herausforderer trat staatsmännisch auf und fiel dabei nicht aus der Rolle. Das ist die Kurzzusammenfassung der letzten TV-Konfrontation im US-Präsidentschaftswahlkampf. Als Sieger darf sich Barack Obama sehen. Gewonnen hat aber auch Mitt Romney, weil er sich zum dritten Mal vor Millionenpublikum als präsidiable Alternative vorstellen konnte.

Dass eine handfeste Diskussion um die außenpolitische Linie der USA dabei nur am Rande vorkam, hat mindestens zwei Gründe. Erstens: All politics is local. Wie anderswo auch wählen die US-Bürger nicht aufgrund weltpolitischer Einschätzungen, sondern nach Kriterien persönlichen Fortkommens. Die Wirtschaftslage, nicht die Iran-Position Washingtons, ist aus Wählersicht dafür ausschlaggebend. Zweitens: Es gibt zwischen Obama und Romney nur wenige inhaltliche Differenzen in der Sache.

Obama verfolgt im Wesentlichen jene realpolitische Linie, auf die Außenministerin Condoleezza Rice in den beiden letzten Jahren der Bush-Regierung eingeschwenkt ist. Und auch Romney hat sich, nach dem scharfen republikanischen Vorwahlkampf, außenpolitisch zuletzt wieder in die Mitte bewegt. Ob Iran, Syrien oder China: "Es freut mich, dass Sie meine Position teilen", das war eine der am meisten gebrauchten Phrasen in Boca Raton. Zwei Realpolitiker also - es gibt schlechtere Nachrichten als diese. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 24.10.2012)