Bald schon wird sich das ungleiche Paar auf den Weg machen: Frank Langella als Frank und Rachael Ma, die in einem Roboteranzug das humanoide Helferlein VGC-60L gibt.

Foto: Constantin Filmverleih

Wien - Seine bunten Frühstückscerealien sind Frank heilig. Dementsprechend ungern sieht er es, wenn man ihm die geliebten Brekkies verbietet und stattdessen einen gesunden Rohkostteller auf den Tisch stellt. Doch Frank ist alt, und seinen Haushalt schupft ein Roboter, der gleichermaßen vernünftig wie beharrlich ist. Und zu allem Überdruss soll der elektrische Altenpfleger in Jake Schreiers Spielfilmdebüt Robot & Frank über keinen Aus-Knopf verfügen.

Der von Frank Langella (Frost/Nixon) mit viel Präsenz und Feingefühl verkörperte Frank ist jedoch kein normaler alter Mann. Zurückgezogen genießt er in einer nahen Zukunft seinen verdienten Ruhestand als einst berüchtigter Einbrecher. Seine kleinen Alltagsfreuden beschränken sich auf das Flirten mit der nicht gänzlich abgeneigten Bibliothekarin Jennifer (Susan Sarandon) und gelegentlichen Ladendiebstählen.

Der Kontakt mit seinen Kindern beschränkt sich auf kurze Videotelefonate mit der in Turkmenistan am Weltfrieden arbeitenden Tochter Madison (Liv Tyler als Angelina Jolie minus Hollywood) und gelegentliche Besuche seines Sohns Hunter (James Marsden). Doch allmählich lässt Franks geistige Leistungsfähigkeit dann doch nach.

Humanoides Helferlein

Außerstande, sich persönlich seines Vaters anzunehmen, bringt Hunter eines Tages einen VGC-60L vorbei. Der fabrikneue Butler (von Rachael Ma in einem Roboteranzug verkörpert und in der Originalfassung von Peter Sarsgaard mit milder Stimme gesprochen) soll Frank nun zu bewusster Ernährung, leichten Fitnessübungen und kontemplativer Gartenarbeit anregen.

Nach einigen Wortgefechten zwischen der Maschine und dem sarkastischen Sturschädel Frank, welche das humoristische Herzstück der liebenswerten Komödie darstellen, entwickelt sich zwischen dem alten Mann und seinem humanoiden Helferlein eine Art Freundschaft. Keinen kleinen Anteil daran haben auch die einst geringgeschätzten Kochkünste des VGC-60L. Regisseur Jake Schreier belässt es mit seinem Hochschulfreund und Drehbuchautor Christopher D. Ford jedoch nicht bei einem futuristischen Kumpelfilm.

Franks zunehmende Demenz wird durch das Verschwinden des gedruckten Wortes gespiegelt. Als er erfahren muss, dass seine geliebte Bücherei als unzeitgemäße Institution geschlossen wird, besinnt der Bibliophile sich auf seinen alten Brotberuf. Praktischerweise ist auch der Roboter, der alles tut, um Frank eine belebende Aktivität zu ermöglichen, ein formidabler Schlösserknacker. Folglich ziehen die beiden aus, um zunächst eine alte Ausgabe von, ausgerechnet, Don Quixote und später ein paar Juwelen einzusacken.

Als Heist-Movie funktioniert Robot & Frank leider weniger gut, da es auch aufgrund schwach gezeichneter Antagonisten an Dringlichkeit und Spannung fehlt - der Charme des ungleichen Paares bleibt aber glücklicherweise immer erhalten.

So sind auch leichte Ungereimtheiten bei der "Persönlichkeit" des Roboters und eine haarsträubende Enthüllung gegen Ende des Films zu verzeihen. Robot & Frank überzeugt letztlich als zwar konstruierte, aber doch gefühlvolle Geschichte über Familie und Technik, das Altern und die Erinnerung. (Dorian Waller, DER STANDARD, 25./26.10.2012)