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Laut Sigrid Rosenberger, Sprecherin von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), könne man nicht ausschließen, dass in Österreich bereits Novartis-Impfstoffe verabreicht wurden.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Rom/Wien - "Novartis wusste bereits seit 11. Juli von den Anomalien in einigen Dosen", schreibt die Mailänder Zeitung Corriere della Sera. Laut Gesundheitsminister Renato Balduzzi hätten Vertreter des Konzerns im Gespräch eingeräumt, erst gar nicht und dann nur unvollständig über Kontrollen ihrer Produktion informiert zu haben.

Es geht um möglicherweise gesundheitsgefährdende Qualitätsmängel durch weiße Partikel (derStandard.at berichtete). Die Impfstoffe wurden als Vorsichtsmaßnahme gestoppt, weil "unerwünschte Reaktionen" darauf möglich seien. Die italienische Arzneimittelbehörde Aifa will den Impfstoff jetzt genauen Analysen unterziehen. 

Kein Anlass für Alarmstimmung

175.000 Novartis-Impfstoffe wurden bereits an die Apotheken verteilt, weitere 312.000 an die Gesundheitssprengel. Für bereits Geimpfte hat das Gesundheitsministerium einen telefonischen Informationsdienst eingerichtet. Für eine Alarmstimmung gebe es keinen Anlass. Bisher seien lediglich leichte Allergien aufgetreten. 60 Prozent aller Italiener lassen sich jährlich gegen Grippe impfen.

Freier Markt

Das Novartis-Werk in Italien, aus dem der beanstandete Impfstoff stammt, produziert für eine Reihe europäischer Länder. Nach Italien verhängten auch Deutschland, Frankreich und die Schweiz einen Auslieferungsstopp - als reine Vorsichtsmaßnahme, wie der Konzern betont. Denn eigene Untersuchungen hätten gezeigt, dass keinerlei Risiken bezüglich Sicherheit und Wirkung bestünden.

Das österreichische Gesundheitsministerium rät davon ab, Novartis-Impfstoffe zu verwenden. Dass sie bereits verabreicht wurden, könne man nicht ausschließen, sagt Sigrid Rosenberger, Sprecherin von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). "Der Impfstoff wird auf dem freien Markt gekauft - wir haben da keinen Einblick." Meldepflichtig wären nur etwaige Nebenwirkungen - und solche seien bisher nicht aufgetreten. "Wenn es zu gesundheitlichen Problemen gekommen wäre, wüssten wir das bereits."

Kein Engpass

Einen Engpass an Grippeimpfmitteln schließt man im Gesundheitsministerium ebenfalls aus: "Es gibt genügend Produkte anderer Hersteller." Außerdem seien die Österreicher nicht besonders interessiert an der Grippeimpfung.

Auf den Umsatz von Novartis wirkt sich der Auslieferungsstopp kaum aus. Konzernchef Joe Jimenez beziffert den Umsatzeffekt auf unter 50 Millionen Dollar (38,63 Mio. Euro). Novartis setzte allein im dritten Quartal mehr als eine halbe Milliarde mit Grippeimpfstoffen um. (mu, stem, DER STANDARD, 27.10.2012)