"Five Horses To Weather The Dark"

Foto: Trost

MORBIDELLI BROTHERS Five Horses To Weather The Dark (Trost)
Wenn die Zukunft zu fern und die Gegenwart zu unerfreulich wirkt, wendet man sich gerne der Vergangenheit zu. Die ihrer österreichischen Abstammung über den Bandnamen Rechnung tragenden Morbidelli Brothers sind da keine Ausnahme. Sie sehen "bad things everywhere" – fiedeln dazu aber fröhlich in den Untergang. Wie in der Pädagogik gilt auch hier zwischen Banjo und Cowpunk: Es wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wurde. Dem Morbiden kann man schließlich nur zu Lebzeiten frönen. Mit den Mitteln alter Rockmusik und immerdunkler Balladenkunst schrammen die Brothers scharf am Novelty-Act vorbei, tanzen square zum Hochgeschwindigkeitscountry oder betreiben Brautwerbung wie der Rest der Welt auch. Aus der Zeit ist immer in Mode.

A LIFE. A SONG. A CIGARETTE Tideland (Siluh Rec.)
Dem Roadmovie in ihren Köpfen jagen die Wiener A Life. A Song. A Cigarette auf ihrem neuen Album Tideland hinterher. Der Weg ist das Ziel, die Sehnsucht immer größer als das Erreichte. Das zehrt am Herzen, aber Verzweiflung ist kein schlechter Nährboden für die Kunst. Zwar könnte man der Band ein paar ihrer unüberhörbaren Vorbilder vorhalten, aber wenn kümmert das. Nach dem von Ken Stringfellow versemmelten Vorgänger ruht dieses großzügig gedeutete Countryrock-Album besser in sich selbst, was der emotionalen Überzeugungskraft der Songs gut ansteht.

PAUL BANKS Banks (Matador)
Sein zweites Soloalbum und sein erstes unter eigenem Namen zeigt Paul Banks nicht weit vom Tun seiner Stammband. Der Sänger von Interpol lehnt sich solo nur etwas weiter zurück, gibt die gemütlichere Version seines New Wave unter besonderer Würdigung der Joy Division. Keine wirkliche Neuigkeit also, aber die haben Interpol schon nicht überbracht und sind trotzdem super. Am 3. Februar live im Wiener Wuk. (flu, Rondo, DER STANDARD, 2.11.2012)