Bild nicht mehr verfügbar.

Freispruch für Listenveröffentlicher Kostas Vaxevanis.

Foto: Reuters/ORESTIS PANAGIOTOU

Griechenland hat einen neuen Helden, einen Rebellen mit dem unschuldigen George-Clooney-Blick, der das alte Politikersystem herausfordert. Dass Kostas Vaxevanis damit auch Erfolg hat, verdankt er der Überreaktion von Justiz und Regierung. Einen bekannten Enthüllungsjournalisten zu stoppen, während die Glaubwürdigkeit der Politik auf dem Boden liegt, war wohl ein fataler Fehler.

Nach zehn Stunden Anhörung sprach eine Athener Richterin den Herausgeber des kleinen Krawallmagazins "HotDoc" frei. Vaxevanis bedankte sich artig. Die Nummer 14 seines noch jungen Wochenmagazins erscheint am Samstag. Vor allem die beiden früheren Pasok-Finanzminister Giorgos Papakonstantinou und Evangelos Venizelos können sich warm anziehen.

Liste mit 2059 Namen

Der 46-Jährige hatte vergangene Woche eine Liste mit 2059 Namen von Griechen veröffentlicht, die bei der HSBC-Bank in Genf ein dickes Konto führen. Eine solche Liste potenzieller Steuerhinterzieher hatten auch Papakonstantinou und Venizelos. Nur taten sie damit nichts während ihrer Amtszeit in den vergangenen zwei Jahren, während den Griechen gleichzeitig Runde für Runde Steuererhöhungen und weitere Gehalts- und Pensionskürzungen aufgezwungen wurden. Der Verdacht der Begünstigung steht im Raum, ein Strafverfahren gegen die Ex-Minister ist denkbar.

"Schande und Erniedrigung"

Eine Liste der "Schande und Erniedrigung" nannte der Staatsanwalt das seitenlange Dokument von HotDoc. "Es war meine Pflicht, diese Liste zu veröffentlichen. Selbst wenn der Name meines Vaters auf der Liste gestanden wäre, hätte ich es getan", beteuerte Vaxevanis im Gerichtssaal.

Ganz so uneigennützig und harmlos ist die Anprangerung möglicher Steuersünder aber nicht. Derzeit kursieren wenigstens fünf verschiedene Listen in Griechenland. Mitte Oktober erhängte sich ein ehemaliger Minister der Pasok. Sein Name war mit 35 anderen Politikern genannt worden, gegen die angeblich die Steuerpolizei ermittelt. Verletzung der Privatsphäre war deshalb auch der Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft gegen den Journalisten Vaxevanis erhoben hatte.

"Büchse der Pandora"

Sein Geschäft ist das Herumstochern und Spekulieren. In ERT net, einem öffentlichen TV-Sender, moderiert Vaxevanis das Investigativmagazin "Büchse der Pandora". Im Oktober entschied der Direktor, die Sendung nur noch alle paar Monate auf den Schirm zu lassen - angeblich aus Geldnot. (Markus Bernath, DER STANDARD, 3./4.11.2012)