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Radiochef Karl Amon bleibt bei seiner ersten Wahl: Edgar Weinzettl sei "ein ausgezeichneter innenpolitischer Journalist".

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien - Der Widerstand im ORF gegen die Besetzung eines neuen Radio-Innenpolitikchefs wächst. Am Montag gaben die Redakteure in einer eigens einberufenen Versammlung nicht nach und protestierten gegen den Vorschlag von Karl Amon. Der ORF-Radiochef wünscht sich Edgar Weinzettl als Innenpolitikchef. Der Wortchef von Radio Wien ist mit Mitgliedern der roten Stadtregierung eng vertraut.

Nach "professionellen journalistischen Kriterien" sei der Besetzungswunsch Amons "unhaltbar" und eine "Schädigung des Ansehens der ORF-Information", schreiben die Redakteure in einer Resolution, hier im Wortlaut.

Die Situation müsse "dringend deeskaliert" werden, um "Schaden von der Redaktion und Einzelpersonen abzuwenden". Die Redakteurssprecher fordern Generaldirektor Alexander Wrabetz auf, "das unternehmensschädigende Verhalten des Hörfunkdirektors unverzüglich zu stoppen". Das Ziel der Redakteure seien gute Sendungen und "umfassende Information, lassen Sie uns in Ruhe arbeiten!"

Amon: Weinzettl ein "ausgezeichneter Journalist"

Bereits davor hatte Amon in einem Mail Weinzettl verteidigt. Weinzettl verfüge über ausreichende Kompetenzen. Mangelnde Erfahrung könne man einem stellvertretenden Chefredakteur eines Landesstudios nicht wirklich vorwerfen, schreibt Amon: "Er ist ein ausgezeichneter innenpolitischer Journalist, eine erstklassige Führungskraft und ein Garant für die Unabhängigkeit. Darum hat er auch das Hearing gewonnen. Das kann man nicht wegdiskutieren. Gebt ihm eine faire Chance", schreibt der Radiochef in dem Mail, das dem STANDARD vorliegt.

Das Hearing sei aber umstritten gewesen, argumentieren die Redakteure. "Innenpolitische Sachkenntnis war dabei überhaupt kein Thema." Die Radioredakteure hatten sich nach einem Hearing mit großer Mehrheit für Stefan Kappacher oder Andreas Jölli als Innenpolitikchef ausgesprochen.

Protest vor Funkhaus am Dienstag

Die Redakteurssprecher Dieter Bornemann und Fritz Wendl fordern ebenfalls die Rücknahme der Entscheidung: Mit Kappacher und Jölli gebe es zwei Mitarbeiter, "die seit mehr als einem Jahr täglich bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, den Job sehr gut zu machen". Ressort und Redaktion stünden zudem hinter ihnen.

Die Proteste gehen weiter: Am Dienstag bekunden ORF-Journalisten vor dem Wiener Funkhaus rund um die Mittagszeit ihren Unmut. Zusätzlich soll ein Gespräch zwischen Wrabetz und Redakteursvertretern stattfinden. Am Mittwoch tagt der Publikumsrat, am 15. November der Stiftungsrat. Dort dürfte die Causa ebenfalls Thema sein. (prie, DER STANDARD, 6.11.2012)