Eines muss man den Grünen lassen: Die Erstellung der Bundeslisten für die Nationalratswahl ist immer recht spannend. Völlig offen wird da um die Plätze gerittert - wohl auch dieses Mal Anfang Dezember in Linz. Der Jeder-kann-antreten-Modus hat Tradition. Das ist ehrenvoll, allerdings schon angestaubt. Selbst in der Partei weiß man um die Schwächen. Adaptionen wären angebracht.

Quereinsteiger sind so kaum zu finden. Denn das Risiko, vor der grünen Basis bei einem Bundeskongress zu scheitern, ist ihnen zu groß, die Steuerungsmöglichkeit der Führung zu klein. Seit Jahren kursiert der Gedanke, der Parteispitze Einfluss auf zumindest einen Listenplatz einzuräumen. Umgesetzt wurde das aber nie.

Es scheint auch kein großes Thema zu sein, wie der spätere Parlamentsklub zusammengesetzt sein soll. Rein kommt, wen die Länder zu ihren Spitzenkandidaten machen. Und es gibt die paar Kandidaten der Bundesliste. Die inhaltliche Ausrichtung des Klubs und eine breitgefächerte thematische Abdeckung wird zu wenig berücksichtigt.

Bei der Wahl auf offener Bühne steht die parteiinterne Vernetzung im Vordergrund. Es wird abgestimmt zwischen Behinderten- und Umweltsprecherin oder Sozialsprecher und Budgetexperte. Wer verliert, dem droht das Aus. Niemand muss auch gleich pragmatisiert sein, aber dann sollte es fachlichen Ersatz geben. So ist es eine Kraut-oder-Rüben-Wahl. (Peter Mayr, DER STANDARD, 7.11.2012)