Die Kesselfallenblume Arum elongatum. Sie und ihre Verwandten verleiten Insekten mit Tricks zur Bestäubung.

Foto: David Bröderbauer/Universität Wien

Die Bestäubung von Blumen gilt gemeinhin als eher poetischer Akt der Natur: Eine Biene fliegt von Blüte zu Blüte und bestäubt dabei en passant die Pflanzen. Bei den Kesselfallenblumen geht es allerdings etwas anders zu, sagt David Bröderbauer: "Ihre Bestäuber werden getäuscht und noch dazu in Kerkerhaft genommen."

Um die bevorzugten Bestäuber - Aasfliegen, Pilzmücken und Mistkäfer - anzulocken, produzieren diese und andere Aronstab-Gewächse Kot- und Aasdüfte. "Dadurch gaukeln sie den Insekten einen Brutplatz zur Ablage ihrer Eier vor", so der Botaniker.

Sobald die Insekten die Täuschung erkennen, versuchen sie die Blume wieder zu verlassen. Doch sie haben keine Chance mehr: Die Kesselfallenblumen besitzen eine Art Kessel, der den Blütenkolben umschließt und mit rutschigen Wänden ausgekleidet ist. Versuchen die Insekten darauf zu landen, rutschen sie aus und fallen in den Kessel. So kommen sie mit dem Blütenkolben in Berührung und bestäuben die Blüten. Erst dann werden sie wieder freigelassen.

Unterschiedliche Tricks

Wiener Botaniker um Bröderbauer haben nun verschiedene Arten von Kesselfallenblumen mikroskopisch untersucht und dabei verschiedene Tricks entdeckt, über die sie in der aktuellen Titelgeschichte des American Journal of Botany berichten: Manche Arten haben einen Türmechanismus, bei anderen wächst der Blütenkolben innerhalb eines Tages aus dem Kessel heraus und dient so den Insekten als Leiter.

Zudem konnten die Forscher die Entstehungsgeschichte der Fallenblumen innerhalb der Aronstabgewächse rekonstruieren. Bröderbauers Fazit des vom FWF geförderten Projekts: Wie das Beispiel der Aronstab-Gewächse zeigt, kann Ausbeutung der Bestäuber durch Blumen schneller und öfter entstehen als bisher angenommen. (tasch, DER STANDARD, 07.11.2012)