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In allen Industrien werden qualifizierte Techniker gesucht. An den Anforderungen und Wünschen scheitern viele.

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Seit Jahren ein Stehsatz: Techniker händeringend gesucht. Daran hat sich nichts geändert. Auf allen Ebenen werden Mitarbeiter mit technischer Expertise gesucht - vom Facharbeiter bis hin zur Führungskraft. Die Kluft aber zwischen Angebot und Nachfrage scheitert nicht selten am vermeintlich homogenen Bild der "Spezies Techniker". Oder anders gesagt: Sie scheitert an den nicht selten überzogenen Ansprüchen potenzieller Arbeitgeber. Die Anforderungen des Arbeitsmarktes sind gestiegen, die geforderten Spezialisierungen werden mehr. Es wird komplexer, die Suche nach spezifischen Kompetenzen sowie die Kompatibilität von Job und Person geraten an die Grenzen des Nichtrealisierbaren.

"Wir kämpfen am meisten mit unrealistischen Anforderungen", gibt Daniel Marwan, Geschäftsführer von ePunkt, unumwunden zu. Viele Anforderungen, die bereichs- oder sogar unternehmensspezifisch sind, könnten am Markt nicht abgedeckt werden, vielfach sei aber auch die Bereitschaft zu " Abstrichen", so Marwan weiter, nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Zwar seien "die Klassiker", wie er SAP-Berater, Controller oder Software-Entwickler nennt, immer ein Renner - was ihm, Marwan fehle, sei vielmehr der strategische Zugang zahlreicher Unternehmen zum Thema Recruiting an sich: "Man macht sich sehr viele Gedanken darüber, wie man etwa den Vertrieb optimal aufstellt, und ist dann auch bereit, enorm viel zu investieren. Im Recruiting aber, das gerade im Dienstleistungsbereich der relevanteste Faktor ist, werden häufig mit Einzelaktionen 'Brände gelöscht'. Schuld ist dann der Fachkräftemangel, und dann werden 'händeringend' Leute gesucht. Das kann nicht gutgehen", so der ePunkt-Chef weiter.

Faktum bleibt, dass in allen Industriezweigen, in denen Bedarf an Technikern bestehe, eine gute Ausbildung alleine nicht mehr ausreicht, sagt Kienbaum-Geschäftsführerin Cornelia Zinn-Zinnenburg. Teilweise, sagt sie, gehe es um ganz "enge Profile", um rasch technische Kompetenz aus dem Branchenumfeld zu gewinnen. "Es geht darum, technische Ideen in vermarktbare und gewinnbringende Lösungen zu verwandeln. Dazu braucht man betriebswirtschaftliche Erfahrung und die Fähigkeit, unternehmerisch zu denken", sagt Franz Rois, Partner bei Stanton Chase International in Wien.

Praxis ist also ebenso relevant wie entsprechende Spezialisierungen und General-Management-Know-how an der Spitze. Dabei sei es schon schwierig genug, die passenden Technikkompetenzen an sich zu finden, sagt Markus Brenner von Brenner & Company, geschweige denn die wirtschaftliche Expertise "on top", die wie Auslandserfahrung und erweiterten Sprachkenntnissen zunächst auf Managementebenen relevant seien.

Zu wenig Technikerinnen

Was nahezu komplett fehle, seien qualifizierte und verfügbare Technikerinnen, sagt Franz Rois: "Internationale Konzerne legen viel Wert auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern in Führungsetagen. Leider kann der Markt diese Nachfrage nicht befriedigen. Hier herrscht Handlungsbedarf." Manches Mal scheitert die Suche von Mitarbeitern aber auch an einfacheren Dingen. Von Herausforderungen hinsichtlich der Mobilität potenzieller Mitarbeiter spricht etwa Alexander Tremmel, Managing-Partner der SKB-Group, eines führenden Kabelproduzenten mit vier Niederlassungen - unter anderem einer in Schwechat. Der Standort sei, so Tremmel, eines der Haupthindernisse in Bezug auf die Mitarbeiteransprache. Überdies gestalte sich die Suche nach Vertriebsmitarbeitern mit Vorkenntnissen im Verkauf von Industriegütern als schwierig.

Viele würden wohl auch aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor einem Jobwechsel zurückschrecken, sagt er. Sehr gute Erfahrungen hingegen konnte das Unternehmen mit Mitarbeitern aus dem Raum Bratislava machen, was für das weitere Zusammenwachsen des Arbeitsmarktes in der Centrop-Region hoffnungsfroh stimme. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, 10./11.11.2012)