Quoten sind immer ein bisschen peinlich. In einer perfekten Welt wäre eine solche Bevorzugung von Frauen nicht notwendig. Da hätte es sich im 21. Jahrhundert durchgesetzt, dass Frauen, die in etwa die Hälfte der Bevölkerung stellen und deshalb die Hälfte des Talentepools bilden, auch in etwa die Hälfte der Führungspositionen innehaben.
Leider leben wir nicht in einer solchen perfekten Welt. Obwohl gut die Hälfte der Uni-Absolventinnen Frauen sind - und das schon des Längeren -, steigen sie in den Hierarchien nicht recht auf. Trotzdem sich die Finanzkrise immer mehr zu einer von Männern an der Macht verursachten Systemkrise auswächst, werden Besetzungsmuster nicht zugunsten von Frauen geändert. Noch immer werden die allermeisten einflussreichen, interessanten und gut dotierten Posten vom "starken" Geschlecht besetzt.
Wenn das nicht Diskriminierung ist, was dann?
Sorry, Boys. Ohne eine gezielte Bevorzugung des weiblichen Geschlechts im
Rahmen einer Quotenregelung für Aufsichtsräte oder andere Führungsgremien wird
es nicht gehen. Den Frauen steht die Hälfte der Macht zu, das ist doch wohl
unumstritten. Sie wollen auch hinein, werden aber anscheinend über männlich
dominierte Netzwerke und über deren eingespielte Männerklüngel nicht zu den
Trögen gelassen. So etwas lässt sich nur mit einer Quotenregelung aufbrechen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 15.11.2012)