Wird dem Namen "Tausendfüßer" beinahe gerecht: Illacme plenipes.

Foto: Paul Marek
Foto: Paul Marek

Tucson/Wien - Namen können in die Irre führen: Die Erdnuss zum Beispiel ist zumindest botanisch betrachtet keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht. Die Erdbeere wiederum zählt nicht zu den Beeren, sondern zu den Sammelnussfrüchten. Und die auf und im Erdboden lebenden Tausendfüßer haben keine tausend Füße, sondern im Normalfall gerade einmal ein oder zwei Dutzend, bestenfalls hundert.

Absoluter Rekordhalter ist eine Art, die 1926 entdeckt, dann aber 80 Jahre lang als verschollen galt: Illacme plenipes. 2005 fand Paul Marek von der University of Arizona im San Benito County südlich von San Francisco weitere zwölf Exemplare, die er 2006 im Wissenschaftsmagazin "Nature" erstmals kurz vorstellte. Bis heute sind erst 17 dieser extrem raren Tausendfüßerart gefunden worden, die ihrem Namen fast alle Ehre macht. Wie Marek und seine Kollegen im Fachblatt "ZooKeys" berichten, bringen es die bis zu 3,3 Zentimeter langen und 0,5 Millimeter breiten Weibchen der Art auf bis zu 750 Beine. Die kleineren Männchen haben dagegen nur bis zu 562 Beine.

 

Wie Marek nun schreibt, könnten die vielen Beinchen als ein Nebenprodukt des extrem langen Darmtrakts der Tiere entstanden sein, die damit aus ihrer nährstoffarmen Kost noch das Beste herausholen. Die Gliedmaßen helfen aber auch bei ihrer grabenden Fortbewegung im Erdboden, wie das obige Video zeigt. Zudem können sie mit ihrem extrem schmalen Körper praktisch jedes unterirdische Hindernis überwinden. (tasch/DER STANDARD, 16. 11. 2012)