Der Münchner "Skygarden" der CA Immo wurde als Green Building konzipiert. Hauptmieter des von BRT geplanten Gebäudes ist das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers (PwC). Vermietungsgrad: 90 Prozent.

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Deutsche Markterschließung mit viel Strategie: "Viktoria Quartier" in Berlin.

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Wien - Nach dem heurigen Auflassen der Real Vienna hat der jährlich stattfindende Real Estate Circle als Stimmungsbarometer an Bedeutung dazugewonnen. Den siebenten Circle, der kürzlich über die Bühne ging, nahmen die Top Player unter den heimischen Immobilieninvestoren zum Anlass, ihre Rolle in Bezug auf das wirtschaftliche Gesamtgeschehen zu beurteilen. Das Stichwort Lehman durfte auf dem Podium ebenso wenig fehlen wie das oft bemühte Modewort Immobilienblase.

Marktpräsenz zählt

Der deutsche Immobilienanalyst Stefan Schilbe von der Investmentbank HSBC Trinkaus & Burkhardt AG stellte Letztere in Abrede und äußerte sich auch zum Thema Inflation milde: "Bei den aktuellen Immobilien-Preisentwicklungen in Deutschland und Österreich kann nicht groß von Inflation gesprochen werden." Das Fortbestehen der Finanzunion ist bei Schilbe hingegen nicht ganz so sicher. Investitionen in deutsche Immobilien interpretiert er bereits als eine Art Kapitalflucht für den Fall des Falles.

Die österreichischen Immobilien-Aktiengesellschaften folgen seiner Vermutung. Sie sind allesamt an Deutschland interessiert. Für Bruno Ettenauer, Vorstandsvorsitzender der CA Immo AG, steht dabei aber vor allem die Marktpräsenz im Vordergrund: "Es ist schon wichtig, ein relevanter Player am Markt zu sein. Und das sind wir in Deutschland."

Jürgen Kelber, Direktor der conwert Immobilien Invest SE, ließ bei der Stärkung des deutschen Standbeins eine gewisse strategische Absicht durchklingen: "Wir verkaufen in Wien Zinshäuser mit niedrigen Renditeaussichten und kaufen in Berlin mit höheren zu." Im Gegensatz zum Osteuropageschäft sei da auch noch die nötige Liquidität gegeben. Auch die S Immo AG fällt in Sachen Deutschland-Fokus nicht aus der Reihe: "Neuinvestitionen werden wir tendenziell in Deutschland und Österreich tätigen", meinte Vorstand Ernst Vejdovszky.

Neue Hoffnungsmärkte

Die Immofinanz Gruppe wiederum hat Größeres vor und will sich in Deutschland im Wohnsegment gezielt verstärken. Man hat personell aufgestockt und bearbeitet aktuell acht Wohnbauprojekte. "Mittel- und langfristig wollen wir ein größeres deutsches Wohnungsportfolio aufbauen, das man dann zusammen mit der Buwog in einem eigenen Konzern an die Börse bringen könnte", sagt Eduard Zehetner, Generaldirektor der Immofinanz, und umreißt damit die aktuelle Bereinigung seiner Veranlagungsformen.

Nicht zu kurz kommt dabei das Ostgeschäft mit Bauprojekten in Polen, Ungarn, Rumänien und in Moskau. Für einen Rückzug aus Osteuropa war beim Real Estate Circle auch die andere, hier stark engagierte S Immo AG keineswegs zu haben. "Für uns sind die neuen Hoffnungsmärkte auch die alten", meinte Vejdovszky. Bei einem Verkaufsszenario sehe er lediglich mögliche Verluste. Stattdessen müsse man mehr zum Erhalt der Mieter beigetragen und an der Kostenschraube drehen. "Reine Schönwetterkapitalisten würde das von den Märkten abhalten." (Peter Matzanetz, DER STANDARD, 17./18.11.2012)