Thomas Grießer ist jüngster Leiter eines CD-Labors.

Foto: Uni Leoben

Schon in Großmutters Küche hat Thomas Grießer über das explosive Sprudeln gestaunt, das beim Vermischen von Backpulver und Essig entsteht. In der Volksschule war das Interesse für Chemie dann offenkundig. Wenig später hat er mit dem Chemiebaukasten die ersten Experimente durchgeführt. "Seitdem habe ich mein Ziel konsequent verfolgt", sagt der Steirer.

Das heißt: Nach der Realschule in Liezen ging es nach Wels in die HTL für Chemie. Die Entscheidung für das Studium der Technischen Chemie an der TU Graz lag auf der Hand. Das Diplomstudium meisterte er in neun Semestern - unter der Mindeststudienzeit und mit Auszeichnung -, danach folgte der Doktor in einer Rekordzeit von zwei Jahren.

"Langes Studieren konnte ich mir einfach nicht leisten", begründet Grießer. "Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie und war der Erste, der studierte. Meine Eltern haben mich finanziert, also habe ich das Studium mit Ehrgeiz durchgezogen." Seine Zielstrebigkeit hat wohl auch dazu beigetragen, dass der knapp 32-Jährige seit dem diesjährigen Frühjahr der derzeit jüngste Leiter eines Christian-Doppler-Labors ist.

Die Labors, die eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und Anwendung schaffen sollen, haben immerhin eine Laufzeit von bis zu sieben Jahren - eine langfristige Sicherheit, die Jungforscher nur sehr selten angeboten bekommen. Als Leiter des CD-Labors für "funktionelle Druckertinten auf Polymerbasis", das an der Montanuniversität Leoben angesiedelt ist, verfügt er über ein Budget von 400.000 Euro pro Jahr, die Mittel kommen dabei sowohl vom Unternehmenspartner - dem Druckmaschinenbauer Durst - als auch vom Wirtschaftsministerium und der Nationalstiftung.

Das Thema Polymere, also Kunststoffe und die Frage, wie sich ihre Oberflächen verändern lassen, beschäftigt den Chemiker schon seit seiner Dissertation, die 2008 vom Wissenschaftsministerium mit dem "Award of Excellence" ausgezeichnet wurde. Insbesondere fotoreaktive Polymere, das sind Polymere, die unter UV-Licht ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften verändern, haben ihm "immer schon imponiert", sagt Grießer, der seit 2008 als Universitätsassistent am Department für Kunststofftechnik der Montan-Uni Leoben tätig ist.

In dem CD-Labor erforschen er und sein Team nun Tinten für industrielle Ink-Jet-Drucker, die mit UV-Licht gehärtet werden und dabei nicht gesundheitsschädlich sind. "Herkömmliche UV-härtende Druckertinten, die für Großdrucker in der Industrie verwendet werden, beinhalten Acrylate, die über die Atemwege und die Haut in den Körper gelangen und dort Reizungen hervorrufen können", erklärt Grießer.

In einem ersten Schritt wollen die Forscher also Stoffe finden, die ohne toxische oder leicht migrierende Chemikalien auskommen. Damit könnten diese Druckverfahren auch bei Lebensmittelverpackungen und Kleidung eingesetzt werden. In einem zweiten Schritt soll die Anwendung von biokompatiblen Tinten für den 3-D-Druck getestet werden. "Mithilfe von 3-D-Strukturen könnte man etwa Knochenimplantate und Arterienprothesen herstellen", sagt Grießer.

Im Moment arbeitet der Vater eines dreijährigen Sohnes zudem an seiner Habilitation. Danach winkt eine unbefristete Stelle - Grund genug, um weiterhin mit Ehrgeiz seine Ziele zu verfolgen. (Karin Krichmayr, DER STANDARD, 21.11.2012)