Elf Journalisten weniger: "Presse", "Wirtschaftsblatt".

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Wien/Hamburg - Ab zwölf Uhr beriet der Aufsichtsrat am Mittwoch in Hamburg das Ende der Financial Times Deutschland (FTD) - bis in die Dunkelheit. Magazinriese Gruner+Jahr sah keine Perspektive für sein Wirtschaftsblatt, die "Financial Times Deutschland" soll laut "FAZ" letztmals am 7. Dezember erscheinen.

Da wussten in Wien-Landstraße die Mitarbeiter der Styria-Zeitung Die Presse schon grob, was ihnen blüht: Michael Tillian, nun Geschäftsführer von Presse und Wirtschaftsblatt, will sich in den nächsten zwei Monaten von 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen, elf davon Journalisten. 22 der 26 arbeiten bisher bei der Presse. Tillian strebt nach eigenen Worten einvernehmliche Kündigungen und "soziale Abfederung" an.

"Wir haben die Stiegen von oben zu kehren begonnen", soll bei der Infoveranstaltung gefallen sein. Der Satz meinte wohl die Riege der Geschäftsführer und Chefredakteure, die gingen, bevor Tillian begann, die Verlage zusammenzuführen. Das Bild klingt zumindest unbedacht - von Stiegen kehrt man selten Positives.

"Schmerzvoller, aber notwendiger Prozess"

Als Tillian und sein Co Herwig Langanger beim Kehren in den unteren Geschoßen angekommen waren, waren in ihren Berechnungen noch immer zu viel. Nach unbestätigten STANDARD-Infos darunter zwei Redakteure im Hauptblatt und ein Redakteursaspirant, freie Mitarbeiter und redaktionelle Mitarbeiter in ausgelagerten Firmen. Wirtschaftschef Franz Schellhorn zieht sich wie berichtet selbst zurück - er leitet künftig den Thinktank "Agenda Austria".

Wer künftig die Wirtschaft leitet, ist noch nicht kommuniziert. Vize in der Wirtschaft ist Gerhard Hofer. Die Innenpolitik organisiert Vize Oliver Pink, seit Rainer Nowak Chefredakteur wurde.

Nowak sprach Mittwoch nach der Infoveranstaltung von einem " schmerzvollen, aber notwendigen Prozess". Er kündigte aber für Anfang 2013 "Innovationen in Produkt und Redaktion" an. Der nächste, noch unter Vorgänger Michael Fleischhacker angestoßene Relaunch steht an. Die optische Gestaltung dabei übernahm Stefan Fuhrer, früher als Artdirector des STANDARD tätig.

Die Presse soll wie berichtet rund 70 Prozent jener fünf Millionen Euro beisteuern, die Tillian einsparen will. Das Wirtschaftsblatt dürfte seine 30 Prozent mit Abgängen der vergangenen Monate weitgehend geschafft haben. Erscheinungspause um den Jahreswechsel und weit weniger Ausgaben der Beilage Investor sind dort nach STANDARD-Infos Thema. Bei der Presse könnten aus Beilagen Seiten im Hauptblatt werden, nicht aber beim Schaufenster, erklärte Tillian der APA. Redaktionen und Anzeigenverkauf der beiden Zeitungen blieben getrennt.

Tillian sieht Presse und Wirtschaftsblatt auch in fünf Jahren noch auf dem Markt - mit folgenden Worten: "Ich schätze, dass es beide Titel auch dann mit Sicherheit noch geben wird." (fid, DER STANDARD, 22.11.2012)