Rom - Italien will Strafen für Frauenmorde verschärfen. Laut einem Gesetzentwurf, der von Italiens Ex-Frauenministerin Mara Carfagna im römischen Parlament eingereicht wurde, sollen Frauenmörder in Italien immer mit lebenslänglicher Haft bestraft werden. Außerdem soll der Mord an einer Frau nach jahrelangen Misshandlungen als erschwerender Umstand betrachtet werden. "In Italien gibt es weiterhin reaktionäre Begriffe und Vorurteile, denen die systematische Diskriminierung der Frauen und die Verletzung ihrer fundamentalen Rechte zugrunde liegen", so die Ministerin.

Das Vergehen der erzwungenen Heirat soll erstmals in das italienische Strafbuch eingeführt werden. "In Italien leben viele Migranten, die ihre Töchter zwingen, gegen ihren Willen zu heiraten. Dies muss aktiv bekämpft werden", sagte die Ex-Ministerin. Der Gesetzentwurf wurde vor dem nationalen Tag gegen Frauengewalt vorgestellt, der am kommenden Sonntag in Italien begangen wird. Zahlreiche Kundgebungen sind an diesem Tag zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen vorgesehen.

Zunehmende Gewalt gegen Frauen

In Italien wächst die Sorge wegen zunehmender Gewalt gegen Frauen. Nachdem seit Jahresbeginn 105 Frauen von Ehemännern, oder Lebensgefährten ermordet wurden, hat die Frauenbewegung "Wenn nicht jetzt, wann?" mit einer landesweite Kampagne gegen das "Frauenmassaker" begonnen. Die Bewegung startete eine Unterschriftensammlung gegen die eskalierende Gewalt gegen Frauen. Der Appell wurde von namhaften Intellektuellen, PolitikerInnen und JournalistInnen unterzeichnet.

Kampagne: "Massaker an Unschuldigen"

Die Organisatorinnen der Kampagne sprachen von einem "Massaker an Unschuldigen". Sie planen eine Kampagne, um weiblichen Gewaltopfern konkrete Hilfe anzubieten. "Das Problem betrifft nicht nur Italien. Gewalt ist die häufigste Todesursache bei Frauen zwischen 15 und 60 Jahren", sagte eine Sprecherin der Bewegung. In 80 Prozent der Fälle sei der Täter ein Angehöriger oder eine Person aus dem Bekanntenkreis. Frauenschutzverbände riefen die Gesundheitsbehörden auf, PsychologInnen einzusetzen, um Konflikte zwischen PartnerInnen zu vermindern.

Die bisher höchste Zahl an Frauenmorden gab es in Italien 2006, als 195 derartige Verbrechen registriert wurden. In Italien wird fast jeder vierte Mord innerhalb der Familie verübt. In den meisten Fällen ist Eifersucht das Motiv. (APA, 23.11.2012)