"Feuertanz" (1997, 7500 Euro) des französisch-amerikanischen Objektkünstlers Arman bei der Galerie Weston (London).

Foto: Kölnmesse

Schön anzusehen ist sie heuer ganz besonders, Kölns fünf Tage stattfindende Cologne Fine Art & Antiques (COFAA, bis 25. 11.). Es soll um "zeitlos schöne Objekte von Alter Kunst bis zu zeitgenössischem Design" gehen, so die neue Verantwortliche Cornelia Zinken, die ab der aktuellen Ausgabe leise und ohne programmatische Unruhe auf Ulrike Berendson folgte. Schön soll es auch sein, mit Muße zu bewältigen, inbegriffen maßvoll stylishe Wohlfühlgastronomie - und Rosen, Rosen, Rosen. Das florale Leitmotiv in besonders prall gefüllter Blütenform macht selbst vor der Herrentoilette nicht halt.

Wellness-Klimatisierung

Die rund 100 Kojen, mit einem Händlerschwerpunkt zwischen Frankfurt und Münster und dem traditionellen Handelsfokus auf den rheinischen Metropolen, wird vor allem von zahlreichen Münchner und süddeutschen Händlern flankiert, allerdings kaum von ausländischen Teilnehmern - und heuer nur einem übrig gebliebenen Österreicher (mit steuerschonender Zürich-Dependance): Salis & Vertes. Natürlich mag er nicht das gewachsene Wurzelwerk rheinischen Sammlertums und die entsprechend jahrelange Kundenpflege ignorieren. Aber irgendwie wirkt der 3,2 Millionen Euro teure späte Picasso-Kopf, begleitet von kabinettformatigen Max-Ernst-Schönheiten, auf der COFAA verloren. Eine Klasse für sich, jedoch in solchen Dimension an diesem Ort irgendwie deplatziert. Das erklärt auch die etwas maulfaul geraunten verhaltenen Erwartungen des Herrn Salis.

Wie schon im vergangenen Jahr scheint besonders der Interiorgedanke auf fraglos hohem Niveau, weniger der international geprägte Sammlertypus ohne Wenn und Aber, das Beuteschema dieser Veranstaltung zu sein. Denn schließlich geht es ja immer ums Verkaufen - hier jedoch mit so viel Wellness-Klimatisierung und bezahlbaren Offerten wie möglich.

Der Düsseldorfer Michael Beck (Beck&Eggeling) sieht die favorisierte und realistische Kölner Preisklasse zwischen 20.000 und 50.000 Euros, wagt sich aber dann dennoch mit August Macke und einem heiter-soliden Kinderporträt (1,5, Mio. Euro) des Sohnes Walters (1913) nach Köln.

Selbst der Barockspezialist Schmitz-Avila (Bad Breisig) versucht, via Stilmix als Einrichtungstipp, zum Kauf zu animieren: Bilder von Marino Marini und Max Ernst über einem mitteldeutschen Spieltisch von 1760 - die Gemälde für jeweils 225.000 Euro. Schmitz-Avila hat übrigens inzwischen ebenfalls eine Niederlassung in Bamberg, dem Barock- und Biedermeier-Eldorado des deutschen Möbelhandels: parallel zu den Bayreuth-Festspielen konzentriert man sich dort alljährlich mit den vier im Sommer anberaumten Antiquitätenwochen auf "sein" Publikum. Keine Frage, deutsche Kunstmessen müssen auch derartige zielgruppenrelevante Events verkraften.

Auch dies: Parallel zur COFAA gibt es eine Madrider Veranstaltung, kurz vorher Diverses (zunehmend unübersichtlich) in München oder etwa die " Frieze Masters" in London: Also besser die Kölner Kunstmesseregion in der Hand als die große weite Welt im verkrampften Genick. Am Stand von Blue Elephant mit seinen erstklassigen Asiatika schätzt man das hohe museal geschulte Wissen des Kölner Publikums, aber auch "die hier nach unten tolerantere Preisgrenze", denn für die klassischen Mittelständler sei es derzeit sehr schwierig, 100.000 Euro für den Kunsteinkauf übrig zu behalten.

Köln pflegt sicher auch daher heuer das schöne Objekt: Durch zunehmend mehr Möbeldesign aus den Fünfzigern, zu Hause platzierbares Art déco, mehr glänzendes Porzellan und immer wieder Schmuck und Juwelen. Kontrast hierzu: Eine 340 Jahre alte afrikanische Dogon-Figur mit hoch abstraktem Verwitterungsgrad mag einem am Stand von Axel Kirbach nicht aus dem Sinn gehen (26.000 Euro). Zum Niederknien. (Roland Gross, Album, DER STANDARD, 24./25.11.2012)