Der Hamam ist ein Ort der Kommunikation und daher selbst zwischen den privaten Spa-Villen in Geinberg öffentlicher Bereich.

Informationen: Therme Geinberg

Foto: Therme Geinberg

Am Anfang stand die Suche nach dem schwarzen Gold. 1974 bohrt die RAG (Rohöl- Auffindungsgesellschaft der OMV) in der kleinen Innviertler Gemeinde Geinberg nach Erdöl - und stößt dabei auf heißes Wasser. Zunächst wird das Bohrloch aber wieder verschlossen. Doch die Idee, das bis zu diesem Zeitpunkt verschlafene Nest in eine Thermaloase zu verwandeln, wird nicht verschüttet. Im Juli 1996 erfolgt der Spatenstich zum Bau der Therme Geinberg, bereits am 4. Mai 1998 wird auf 102.000 Quadratmetern das Thermalzentrum eröffnet.

Seitdem sind viele Erholungstage ins Land gezogen, der Wellness-Trend hat sich merklich verändert. Die Relax-Gemeinde ist nur mehr bedingt bereit, mit dem Bademantel auch die Intimsphäre an den Nagel zu hängen, aufgegossen wird verstärkt in den eigenen vier Wänden. Diesem Trend ist man nun auch im Innviertel mehr als gerecht geworden. Seit Ende Oktober lässt sich im Thermenort Privatsphäre am Saunaofen kaufen. Mit "Geinberg5" wurde ein exklusiver Rückzugsort für das ganz private Wellnessvergnügen geschaffen.

Per E-Auto in die Sauna

Um zwei eigens dafür angelegte Naturbadeteiche reihen sich insgesamt 21 private Spa-Suiten mit einer Größe zwischen 114 und 300 Quadratmetern. Doch noch ehe man im Luxus-Domizil das Handtuch schwingt, wird klar, dass man sich als Gast hier im Fünf-Sterne-Segment bewegt. Bereits beim Einchecken wartet der Butler, der nach Aushändigung des Autoschlüssels das Auto garagenmäßig versorgt. Und das Gepäck gleich in die Suite verfrachtet.

Von der Rezeption zur privaten Wellnessoase reist man umweltschonend weiter. Nein, eben nicht zu Fuß. Der Butler - ja der, der bereits eingeparkt und Gepäck geschleppt hat -, steht mit einem E-Auto vor der Tür, bereit für eine kurze Fahrt durch die künstlich angelegte Villen-Gegend.

Der Eintritt in das "eigene" Refugium fällt zumindest für den gemeinen Saunafreund überwältigend aus. Allein die Suite-Größe - im getesteten Fall satte 145 Quadratmeter - beeindruckt. Verstärkt wird der Effekt der Großzügigkeit noch durch die aufwändige Innenausstattung. Vor allem aber verliebt sich das erholungshungrige Städterherz umgehend in die freistehende Badewanne, die voll verglaste finnische Sauna und in die Dampfdusche. Im persönlichen Außen-Whirlpool schwappt 36 Grad warmes Thermalwasser vor der Terrassentür. Und bei diesem warmen Nass kann man sich ziemlich sicher sein, dass mit dem Entspannungsbad kein längst notwendiger Waschvorgang wie im Tröpferlbad einhergegangen ist.

Keine Witze um die Ohren

Komfortabel einfach ist die Bedienung der Sauna: gesundes Schwitzen auf Knopfdruck quasi. Ganz privat. Ohne lustige Witze und ohne Aufguss-Beauftragten, der einem ungefragt das Handtuch um die Ohren fetzt. Freilich auch ohne sich die Frage stellen zu müssen, ob der Schweiß, der einem den Körper hinabläuft, noch der eigene ist. Angenehmer Nebeneffekt der stylischen Vollglas-Sauna ist übrigens, dass der Aufenthalt dadurch auch familientauglich wird: Beim Schwitzen haben Mama und Papa den Nachwuchs stets im Blick.

Um nicht durch die heißen Stunden in der Oase insgesamt an Körpermasse zu verlieren, lohnt sich ein Anruf im "Aquarium". Die Speisekarte findet sich am Suite-iPad, das Lokal selbst trägt die Haube verdient: Trüffel-Tagliatelle im Bademantel - serviert, eh klar, vom Butler. Hier tut sich auch eines der ganz wenigen Mankos der Luxus-Schwitzhütte auf: Der beworbene 24-Stunden-Butler-Service ist nicht im Preis inbegriffen. So kostet jedes Butler-Lächeln zehn Euro extra. Was bei einem Preis von rund 310 Euro für die "Privat Spa Suite Exklusive" pro Nacht und Person fast ein wenig kleinlich wirkt.

Im Zimmerpreis inbegriffen ist zudem nur das Frühstück. Wobei man sich aber auch am Morgen kulinarisch auf sehr hohem Niveau bewegt - und die reiche Auswahl schon in der Früh dem Butler wenigstens zur Mittagszeit eine Ruhepause in Aussicht stellt.

Wer dennoch ein wenig Gesellschaft will, dem kann man nur zu einem Besuch im nagelneuen Hamam raten. Die Stunden dort sind jedenfalls wie ein kleiner erholsamer Ausflug in die Welt des Orients: architektonisch sowieso, aber eben auch aufgrund der großen Bandbreite orientalischer Anwendungen. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Album, 24.11.2012)