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McDonald's - das wohl bekannteste Unternehmen, das auf Franchising setzt.

Foto: APA/McDonalds

650.000 bis 750.000 Euro rein für die Investition. Dazu noch einmal 40 Prozent der Summe als Eigenkapital. So viel Geld müsste man locker machen, um einen McDonald's eröffnen zu können. Theoretisch, denn die Fast Food-Kette sucht derzeit keine neuen Franchise-Nehmer. Von den insgesamt 180 McDonald's Filialen, die es momentan in Österreich gibt, befinden sich fast alle in der Hand von eigenständigen Unternehmern. Das sind 49 Franchise-Nehmer, manche betreiben mehrere Restaurants, wie Ursula Riegler, Unternehmenssprecherin des Konzerns, zu derStandard.at sagt.

McDonald's setze dabei auf Kontinuität, betont sie: "Alle sind bereits über zehn Jahre dabei." Neue Verträge werden nicht abgeschlossen. Gehen Franchise-Nehmer in Pension, soll die Nachfolge im Idealfall in der Familie bleiben. Oder ein anderer Partner übernimmt.

Hülle gegen Inhalt

Markenname und Zugang zu günstigen Lieferantenkonditionen gegen Akzeptieren der Spielregeln und Ablieferung eines gewissen Umsatzes. So lautet der Deal beim Franchising. Im Falle eines neuen McDonald's-Standortes skizziert Riegler die Vorgehensweise wie folgt: Der Konzern pachtet das Grundstück und errichtet das Gebäude. Die restlichen Investitionskosten trägt der Franchise-Nehmer. Also einige Hunderttausend Euro. Die laufende Franchise-Gebühr beträgt fünf Prozent des Umsatzes, weitere fünf Prozent fließen in den McDonald's Werbefonds.

Andere Betriebe gibt es als Franchise-Nehmer billiger: "Das Gros bleibt unter einer Investitionssumme von 50.000 Euro", erklärt Susanne Seifert, Generalsekretärin des Österreichischen Franchise-Verbandes (ÖFV). McDonald's bildet nur die Spitze der Franchising-Ketten. Weitere bekannte Unternehmen sind etwa Obi, Lagerhaus, Palmers, OMV Viva, Vapiano oder die Fitnessstudios "Injoy" und "Mrs. Sporty".

Markt wächst

In Österreich zählt man aktuell 420 Franchising-Systeme. Tendenz klar steigend, berichtet Seifert im Gespräch mit derStandard.at. Die Marktsituation sieht sie sowohl für Franchise-Geber als auch für -Nehmer rosig. 80 bis 90 Prozent aller Marktteilnehmer befänden sich derzeit auf Expansionskurs, so Seifert, die sich auf Anfragen beim Franchising-Verband und auf Zahlen der KMU Forschung Austria, die den Markt im Zwei-Jahres-Rhythmus analysiert, beruft.

Franchising ist in Österreich noch relativ jung an Jahren. Drei Viertel der Franchise-Nehmer haben ihren Standort erst nach dem Jahr 2000 eröffnet. Im Jahr 2010 waren österreichweit etwa 61.000 Personen in rund 6.700 Franchisenehmerbetrieben tätig, im Jahr 2004 existierten erst 5.600 von der Sorte. "Eine ziemliche Dynamik" ortet Seifert: "McDonald's ist schon seit den 70er Jahren da, aber viele Unternehmen kommen erst jetzt nach Österreich."

Handel vor Dienstleistungssektor

Nach Branchen aufgeschlüsselt ist der Handel am besten verankert, er stellt rund 43 Prozent der Franchise-Systeme. Es folgen der Dienstleistungsbereich mit 40 und die Gastronomie mit acht Prozent. Tendenziell ist der letztgenannte Bereich der Teuerste, wie Seifert erklärt. "Es braucht eine gute Lage, behördliche Vorschriften müssen erfüllt werden, die Ausstattung ist teuer und oft muss auch noch Ablöse gezahlt werden." Alles Posten, die sehr teuer kommen.

Ein Einstieg müsse gut überlegt werden, warnt sie, denn neben den Investitionskosten brauche es noch Eigenkapital. Nicht so wenig, es sollte mindestens ein Drittel der Summe ausmachen, um die Finanzierung zu stemmen: "Mit 2.000 Euro auf dem Sparbuch funktioniert das nicht". Zu wenig Eigenkapital, keine Aussicht auf einen Kredit.

Bis zu zwölf Prozent für Franchise-Geber

Von fünf Prozent aufwärts bis zu zwölf Prozent des Nettoumsatzes müssen Franchise-Nehmer an den "Mutterkonzern" abführen. Die meisten Unternehmen verlangt laut Seifert zwischen fünf und acht Prozent Gebühr. Was im Falle einer Pleite des Franchise-Gebers passiert, sollte Gegenstand des Vertragswerks sein. Man werde zwar die Marke verlieren, den Betrieb aber in den meisten Fällen unter einem anderen Namen weiterführen können.

Damit ein Franchise-Nehmer nicht so schnell in die Insolvenz schlittert, rät sie zu Transparenz gegenüber dem Geber. "Er sollte von den Problemen zu einem Zeitpunkt informiert werden, dass man noch Maßnahmen ergreifen kann." Finanzielles Risiko trägt nur der Nehmer, er agiert schließlich nicht als Filialleiter sondern als Unternehmer.

Visionäre vs. Franchise-Nehmer

Über welche Eigenschaften sollten Franchise-Nehmer verfügen? "Sie müssen Unternehmerfähigkeiten haben, ein Basiswissen in Betriebswirtschaft mitbringen und ganz wichtig ist das Thema Mitarbeiterführung", sagt Seifert: "Sonst werden sie nicht erfolgreich sein." Franchise-Geber legten mehr Wert auf Unternehmergeist als auf Fachwissen. Alles willige Vollstrecker, die nur fremde Geschäftsideen verwirklichen? Nicht nur, aber klar ist: "Einer, der eine geniale Marktidee hat, wird kein Franchise-Nehmer werden, denn das ist ein Pionier, ein Visionär, der selbst sein Geschäft aufzieht."

Den Aufbau eines eigenen Franchise-Systems beschreibt sie als sehr zeit- und geldaufwändig. Bis das System rennt, fließt sehr viel Hirnschmalz. Auch danach braucht es viel Überzeugungsarbeit, denn Franchise-Geber können ihren Lizenznehmern nicht einfach jede Idee aufoktroyieren. Als Beispiel erwähnt Seifert die Errichtung der McDonald's Cafés in den bestehenden Filialen. Investitionen von mehreren Hunderttausend Euro sollten Franchise-Nehmer tätigen. Vom Plan bis zur Amortisation - eine lange Zeit. Das Recht auf Verweigern besteht, denn: "Franchise-Nehmer sind keine Angestellten, die immer tun müssen, was ich sage." Bei jeder Veränderung müssen sie ins Boot geholt werden. Bei der Adaption der McDonald's-Restaurants gelang dies praktisch flächendeckend. Laut Auskunft des Konzerns sind nur jene ohne McCafé, bei denen eine Erweiterung aufgrund von behördlichen Vorschriften nicht möglich war.

Idee nicht Person als Rückgrat

Als Franchise-Geber kämen prinzipiell fast alle Betriebe mit Expansionsambitionen in Frage. Nicht nur große Marken, die sich bereits vor zig Jahren am Markt etabliert haben. Ein wichtiger Punkt sei allerdings, dass die Ideen und nicht das Können von einzelnen Protagonisten das Rückgrat des Geschäfts bilden, meint Seifert. Also losgelöst von Personen: "Als Physiotherapeut kann ich schwer expandieren, weil vielleicht eher das Können von Einzelpersonen im Mittelpunkt steht. Das kann man schwer duplizieren." (Oliver Mark, derStandard.at, 28.11.2012)