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In einer elektromobilen Welt müssen sowohl das Aufladen der Autos als auch die Bereitstellung von Energie im Stromnetz koordiniert werden.

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Wenn in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich ein großer Teil des individuellen Nahverkehrs mit Elektroautos bewältigt werden soll, braucht es entsprechende Infrastruktur. Neben Ladestationen zu Hause und am Arbeitsplatz sollte es dann auch sogenannte Public Charging Stations geben.

Die öffentlichen Ladestationen könnten etwa in Garagen von Shoppingcentern für jene Elektroautolenker bereitstehen, die keine Gelegenheit haben, ihr Gefährt über Nacht an das Stromnetz zu hängen. Ein Großteil der Autofahrer in Österreich fährt nicht mehr als 30 oder 40 Kilometer pro Tag. Wer viel längere Strecken zurücklegen muss, könnte ebenso auf die Public Charging Stations angewiesen sein, erklärt Sandford Bessler, Wissenschafter am Forschungszentrum Telekommunikation Wien (FTW).

Ein erst kürzlich abgeschlossenes Forschungsprojekt Besslers, das beim FTW-Event "Research Highlights Energy" am Dienstag präsentiert wurde, beschäftigte sich mit der Entwicklung eines elektronischen Vermittlerservice zwischen den Ladestationen und ihren Benutzern. Aus dem vom Verkehrsministerium unterstützten Projekt zur "Kooperativen Fahrerunterstützung für Lademanagement von elektrischen Fahrzeugen" resultierte eine Software, die für den Benutzer die bestmögliche Lademöglichkeit abhängig von Präferenzen wie Nähe zum Ziel oder Art des Parkplatzes findet.

"Wir sind davon ausgegangen, dass die Betreiber von Ladestationen nicht nur Strom, sondern auch andere Services verkaufen", erklärt Bessler. Die Energiekosten einer Aufladung lägen zwischen drei und vier Euro, bis zu vier Stunden würde der Vorgang dauern. Künftige Betreiber würden aber die Gesamtdienstleistung eines Parkplatzes inklusive Aufladung anbieten.

Ladeslots per Smartphone reservieren

Einschlägige Mobilitätsstudien ergeben, dass die Leute ihr Elektroauto nur an einem Ort laden, an dem sie ohnehin verharren würden, also etwa während des Einkaufens oder während eines Kinofilms, sagt Bessler. "Wenn man warten muss, ist es nicht zielführend." In Zukunft sollen sich die Fahrer von zu Hause aus oder unterwegs über ein Smartphone Ladeslots an ihrem bevorzugten Parkplatz reservieren können. Bezieht man in die Simulationen mit ein, dass man das letzte Stück von der Ladestation bis zum Zielort mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen kann, findet das System viel leichter eine Lademöglichkeit.

Die Verteilung von Ladezeiten muss aber noch einen weiteren Aspekt berücksichtigen: Autos, die gerade aufgeladen werden, dürfen das Stromnetz nicht überlasten. Wenn in einem Gebiet zu viele Autos gleichzeitig am Netz hängen, müssen Fahrer woandershin verwiesen oder die Autos durch kontrolliertes Laden abwechselnd mit Strom versorgt werden.

Ein anderes Forschungsprojekt Besslers zäumt das Energieproblem in der elektromobilen Welt von einer anderen Seite auf - von jener einer optimierten Stromversorgung, die die Quellen erneuerbarer Energie nahtlos mit einbindet. Im Projekt Melonet ("Models for EV-charging Load Optimization") gehen die Forscher davon aus, dass in einem künftigen intelligenten Stromnetz der Verbrauch von Haushalten, Firmen oder eben Ladestationen für Elektroautos ebenso vorhersagbar ist, wie die Stromgenerierung aus erneuerbaren Energien, etwa bei Photovoltaik-Anlagen.

Schlüsseltechnologie sind die neuen elektronischen Stromzähler, Smart Meter, die den Verbrauch viertelsündlich messen können. Die Vorhersage der Leistung aus Photovoltaik muss etwa Jahreszeit und Wetter berücksichtigen. Bessler und seine Kollegen arbeiten an einem Berechnungssystem, das ein künftiges Stromnetz befähigt, an jedem Verbraucherpunkt genau so viel Energie bereitzustellen, dass es weder zu einer Überlastung noch zu einer Unterversorgung kommt. (Alois Pumhösel , DER STANDARD, 28.11.2012)