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Männliche Schimpansen profitieren von Koalitionen mit anderen Männchen. Doch nicht jedes dieser Bündnisse erzielt gleiche Erfolge - und das wissen die Schimpansen sehr genau.

Foto: APA/EPA/PIYAL ADHIKARY

Soziale Vernetzung ist für männliche Schimpansen besonders wichtig. Sie bilden Bündnissen gegenüber Artgenossen und stärken so ihre Position in der Gruppe. Allerdings ist nicht jede Koalition gleich erfolgreich - mit wem aus der Gruppe man sich einlässt, um gegen Dritte vorzugehen, spielt daher eine bedeutende Rolle. Eine Gruppe von Forschern um Ian Gilby von der Duke University in North Carolina hat nun herausgefunden, dass die Schimpansen das Geflecht der sozialen Netzwerke innerhalb ihrer Gruppe genau verstehen und dem entsprechend ihre Wahl unter den möglichen Verbündeten treffen.

Vor allem Schimpansen, die eine Schlüsselrolle in der Gruppe einnehmen, haben die besten Chancen Nachwuchs zu zeugen und im Rang aufzusteigen. Gleichzeitig sind Bündnispartner, die sonst keinerlei Bündnisse eingehen, die sicherste Garantie für den Erfolg eines Bündnisses. Die Arbeit der Forscher erschien in der Fachzeitschrift "Behavioral Ecology and Sociobiology".

Bündnisse erhöhen Chancen auf Nachwuchs

Wenn sich zwei Individuen verbünden und sich gegenüber Dritten aggressiv zeigen, wird das "gemeinschaftliche Aggression" (coalitionary aggression) genannt. Bei vielen Tierarten spielen solche Aggressionen und Bündnisse eine große Rolle, wenn es um die Positionierung in der Gruppe geht. Grundsätzlich liegen alle Vorteile bei den dominanten Tieren: Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Paarung sind spürbar höher und entsprechend zeugen sie mehr Nachwuchs. Männchen, die ein wirkungsvolles Bündnis geschlossen haben, sind jedoch auch sehr erfolgreich. Sie paaren sich deutlich häufiger, als es ihrem Rang entsprechen würde.

14 Jahre lang wurden im Gobe Nationalpark in Tansania Daten über freilebende Schimpansen gesammelt. Diese Daten nutzten Gilby und seine Kollegen für die Studie. Sie untersuchten, inwiefern Schimpansen von der gemeinschaftlichen Aggression profitieren. Dazu beurteilten sie vier verschiedene Verhaltensmerkmale der Affen. Das einzige dieser vier Merkmale, das sowohl auf den Rang als auch auf die Zeugung von Nachwuchs Auswirkungen hatte, war "Betweenness". Dies ist ein Maß dafür, wie zentral die Position ist, die ein Männchen im sozialen Netz einer Gruppe einnimmt.

Wissen über Beziehungsgeflecht sinnvoll eingesetzt

Je mehr Verbindungen zu anderen Affen bestehen, desto zentraler die Stellung. "Betweenness" gibt außerdem Auskunft darüber, ob ein Männchen dazu neigt Bündnisse mit Schimpansen einzugehen, die sonst keine Bündnispartner haben. Die Forscher beobachteten, dass Schimpansen mit einer hohen "Betweenness"-Bewertung die einzigen Nicht-Alpha-Männchen waren, die Nachwuchs zeugen konnten. Auch stiegen diese Tiere im Rang auf, was sich wiederum positiv auf ihre Paarungschancen auswirkte.

Die Wissenschafter schlossen daraus, dass Schimpansen das Geflecht der sozialen Netzwerke innerhalb ihrer Gruppe verstehen und bewerten können. Diese Fähigkeit nutzen sie für die sorgfältige Auswahl ihrer Bündnispartner. Die Autoren: "Wir haben in unserer Studie gezeigt, dass Schimpansen die Beziehungen innerhalb ihrer Gruppe beurteilen können und dass sie dieses Wissen nutzbringend für sich einsetzen. Diese Erkenntnis trägt zum besseren Verständnis von sozialer Intelligenz und Teamwork unter Schimpansen bei." Es seien jedoch weitere Untersuchungen nötig, um die Ergebnisse der Studie im vollen Umfang erfassen zu können, fügten die Wissenschaftler hinzu. (red, derStandard.at, 04.12.2012)