Wenn die Geschichte nicht stimmt - und die involvierten Personen haben sie allesamt heftig von sich gewiesen -, ist sie zumindest gut erfunden. Wenn sie aber stimmt, hätte die facettenreiche Odyssee einer Namensliste einen neuen Höhepunkt.

Margaret Papandreou, Mutter des ehemaligen griechischen Premierministers Giorgos Papandreou, soll bei einer Genfer Filiale der Londoner Bank HSBC ein Konto über 550 Millionen Euro unterhalten. Als Begünstigte wird eine Frau namens Maria Panteli, Büroangestellte, geführt. Dies soll ein Deckname für Margaret Papandreou sein, behaupteten griechische Medien. Doch Nikos Lekkas, immerhin Vizechef der Finanzpolizei, dementierte.

Die 89-jährige Witwe des verstorbenen sozialistischen Ministerpräsidenten Andreas Papandreou lebte zuletzt zurückgezogen. Geboren als Margaret Chant in eine sozialistisch orientierte Familie in den USA, hatte sie Andreas Papandreou an der Universität von Minnesota kennengelernt. Der unterrichtete dort Ökonomie, sie war eine 25-jährige Journalismusstudentin. Es entspann sich eine Liaison. Da er gebunden war, heiratete Margaret ebenfalls - jemand anderen. Beide wurden in ihren Ehen nicht glücklich, ließen sich scheiden und gingen erst 1951 den Bund fürs Leben ein.

Die beiden bekamen vier Kinder. Die Familie lebte aufgrund des herrschenden Militärregimes teilweise im politischen Exil in Schweden und Kanada. Ab den 70er-Jahren, als die Familie wieder nach Griechenland zurückkehrte, schrieb sie das Buch Nightmare in Athens zur politischen Situation und setzte sich für die Rechte der griechischen Frauen ein.

1989 - Margaret war bereits First Lady - begegnete ihr Mann der Olympic-Airways-Stewardess Dimitra Liani. Andreas ließ sich von Margaret scheiden und nahm "Mimi" zu seiner dritten Frau.

Für Margaret sind die jüngsten Schwarzgeld-Anschuldigungen ein Komplott, um sie und ihre Familie zu diskreditieren. Tatsächlich meldete sich ein Vermögensverwalter namens Sabi Mioni, der der Arbeitgeber von Maria Pandeli sein will. Mioni erklärte, dass eine irische Fondsgesellschaft Nutznießer des Kontos ist.

Die "Maria Panteli"-Angaben stammen von der skandalreichen "Lagarde-Liste", die die frühere französische Finanzministerin 2010 ihrem griechischen Kollegen übergeben hatte. Der hatte allerdings nicht reagiert; erst die Zeitung Hot Doc griff im Oktober die Sache auf. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 5.12.2012)