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Fasziniert vom chilenischen Kulturerbe: Bundespräsident Heinz Fischer im chilenischen Museo Andino.

Foto: APA/Jaeger Robert

Stantiago de Chile - "Die Strabag hat in Chile soeben den Auftrag für eines der größten Bauprojekte in Südamerika gewonnen", berichtete Clemens Machal, der stellvertretende Wirtschaftsdelegierte in Santiago. Der Baukonzern soll für das Wasserkraftwerk Alto Maipo Tunnelanlagen im Wert von 490 Mio. Dollar errichten. Zudem wird die Strabag auch in der größten Kupfermine der Welt, in Chuquicamata, Tunnels für 130 Mio. Dollar bohren. Weitere Aufträge: Voestalpine liefert für eine 900 Kilometer lange Bahnlinie die Schienen; Andritz mischt im Kraftwerksbau mit. Was Österreichs wirtschaftliche Chance betrifft, bietet sich den mit Bundespräsident Heinz Fischer nach Santiago Gereisten ein günstigeres Bild als in Argentinien. Die Handelsvolumen mit beiden Ländern hätten sich in den vergangenen sechs Jahren auf 280 Mio. Euro fast verdoppelt, so Fischer.

Steuerabkommen fixiert

Zu den Freunden Österreichs zählen jene politisch linken Chilenen, die nach dem Militärputsch 1973 als Asylsucher nach Wien kamen und inzwischen wieder in Chile leben. Aber auch zur gegenwärtigen, offiziell als "Mitte-rechts" bezeichneten Regierung gibt es ein gutes Arbeitsverhältnis.

"Wir hegen tiefe Bewunderung für diesen kleinen Giganten Österreich", sagte Präsident Sebastián Piñera bei der Begrüßung Fischers im Moneda-Palast. Österreich habe "große Menschen" wie Schubert, Mahler und Strauß, Wissenschafter wie Sigmund Freud und Karl Popper, vor allem aber auch den von Chiles Regierung hochgeschätzten marktradikalen Ökonomen Friedrich August von Hayek hervorgebracht. Fischer, dem später noch eine Militärkapelle den Radetzkymarsch als Ständchen spielte, lobte seinerseits die "imponierende wirtschaftliche und demokratische Entwicklung" Chiles seit dem Ende der Pinochet-Diktatur 1990.

Vor den beiden Präsidenten unterzeichneten Chiles Finanzminister Felipe Larrain und Finanzstaatssekretär Andreas Schieder ein Doppelbesteuerungsabkommen, das vor allem jenen 40 österreichischen Unternehmen, die einen Sitz in Chile haben, mehr Rechtssicherheit bietet (während Argentinien ein derartiges Abkommen gekündigt hat).

Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl sprach beim österreichisch-chilenischen Wirtschaftsforum von neuartigen Dienstleistungsformen, die Österreicher anbieten. Es geht um das " Desaster- Management", um Vorausplanung und Koordinierung von Rettungsmaßnahmen, weil das nach früheren Erdbeben schlecht geklappt hat. Die Wiener Firma Frequentis bietet das an. Von Waagner Biro hat Chile zur Vorsorge acht Behelfsbrücken gekauft, berichtete Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ).

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeigte sich von Chiles Wachstumswert von 6,7 Prozent für 2012 beeindruckt. "Daran wollen wir mit Exporten teilhaben", sagte er. "Wir konzentrieren uns schon seit der Krise 2008/2009 stärker auf Märkte außerhalb Europas. Denn die großen Investitionen in Energie- und Infrastrukturprojekte finden auf anderen Kontinenten statt."

Wirtschaftskammerpräsident Leitl pries dem chilenischen Publikum Österreich als Land "nicht nur von Mozart und Skifahrern, sondern auch von Hightech" an. So habe eine spezielle Seilwinde von Östu Stettin 2010 bei der "spektakulärsten Rettungsaktion aller Zeiten" zur Befreiung der 33 verschütteten Bergleute in San José beigetragen. (Erhard Stackl, DER STANDARD, 7./8./9.12.2012)