Kabul - Anschläge in Afghanistan haben am Montag hochrangige Opfer aufseiten der Behörden gefordert: Die Frauenbeauftragte der Provinz Laghman, Nadia Sidiki, wurde am Weg ins Büro erschossen. Der Polizeichef der Provinz Nimroz, Mohammed Musa Rassouli, wurde in seinem Auto von einer Sprengfalle getötet. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.

Der getötete Polizeichef wurde bei der Explosion in der Provinz Herat am Heimweg nach Nimroz schwer verwundet und starb kurz darauf im Krankenhaus in Herat-Stadt. Seine Leibwächter seien unverletzt geblieben. Ein Polizeisprecher machte "Feinde Afghanistans" für die Tat verantwortlich. Damit umschreiben Behörden Aufständische wie die Taliban.

Ignoranz der Behörden

Die erschossene Frauenbeauftragte wurde Opfer unidentifizierter Täter. Sie hatte ihren Posten vor wenigen Monaten von ihrer Vorgängerin Hanifa Safi übernommen, die im Juli durch einen angeblich von den Taliban verübten Autobombenanschlag getötet wurde. Die Polizei leitete in der Tötung von Sidiki Ermittlungen ein. Ihr Sohn beklagte laut der Nachrichtenagentur Reuters, die Behörden hätten Bitten um eine Verstärkung ihres Personenschutzes ignoriert. Aktivistinnen werfen der Regierung von Präsident Mohammed Karzai sinkendes Interesse an der Durchsetzung von Frauenrechten vor.

Frauenbeauftragte und andere BehördenvertreterInnen in Afghanistan waren in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Attentaten von Aufständischen. Zuletzt waren am Sonntag auch mehrere US-Soldaten bei einer Befreiungsaktion für einen von Taliban entführten amerikanischen Arzt umgebracht worden. Auch im Nachbarland Pakistan gab es bei einem Angriff auf eine Polizeistation im afghanischen Grenzgebiet Nord-Waziristan eine Attacke, bei der mehrere Menschen getötet wurden.

Die diesjährige Gewinnerin des Alternativen Nobelpreises, die afghanische Menschenrechtsaktivistin Sima Samar, forderte indes die Staatengemeinschaft auf, Afghanistan nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen nicht fallen zu lassen. "Bitte machen Sie weiter. Bitte lassen Sie uns nicht noch einmal allein", sagte Samar am Montag in Berlin. Wichtig sei insbesondere die finanzielle Unterstützung für Hilfsprojekte, um die Demokratie in Afghanistan stabiler zu machen. (APA/Reuters, 10.12.2012)